Mit Zähneklappern und dampfenden Grüßen
HINTERGRUND / SKULPTURENPREIS DES LANDES
05/02/13 Manche Leute halten den Präsentationsraum für das Siegerprojekt um den Skulpturenpreis des Landes Salzburg, den Eingang zum Trakl-Haus am Waagplatz, für einen etwas muffigen Schlurf. Andrerseits: So ist Kunst im quasi öffentlichen Raum, aber sie erregt dort mit höchster Wahrscheinlichkeit kein öffentliches Ärgernis.
Von Reinhard Kriechbaum
Ja doch, die letzte prämiierte und für zwei Jahre aufgestellte Arbeit wurde ernsthaft bekrittelt. Nicht wegen ästhetischen Wagemuts oder künstlerischer Provokation, sondern weil man sich, sofern man unachtsam gewesen wäre, am Gestänge der metallenen Buchstabenskulptur von Martin Oberascher nur allzuleicht den Kopf hätte anschlagen können. Von Blessuren körperlicher Art ist aber in den vergangenen drei Jahren nichts bekannt geworden. Es ist also alles gerade nochmal gut gegangen. Dass wir als Besucher der Galerie im Traklhaus oder als Kunden der Salzburger Kulturvereinigung keine Fahrräder mehr abstellen dürfen im Eingangsgewölbe, dass also kostbare Zweirad-Parkplätze zugunsten der Kunst preisgegeben worden sind, damit haben wir uns als Kultur-Sympathisanten einfach ohne zu meckern abgefunden.
Gestern Montag (4.2.) wurde das Nachfolgewerk vorgestellt, das nun bis Ende 2015 im Eingangsgewölbe stehen wird. Die Wahl für den im Dreijahres-Rhythmus zu vergebenden Skulpturenpreis des Landes ist diesmal auf die 1971 in Salzburg geborene Gunda Gruber gefallen. Sie hat gleich unmittelbar Bezug genommen zum Aufstellungsort des Kunstwerks. Es heißt „Mit Zähneklappern und dampfenden Grüßen, Dein G.“ Die Initiale meint den Vornamen des in diesem Haus geborenen Dichters.
Die zwei- und dreidimensionale Installation gehe „subtil auf den Raum ein, den sie sowohl erweitert wie verstellt“. Die Versatzstücke – Fensterrahmen, Gitter, Foto, Texttafel etc. – „schaffen zugleich den inhaltlichen Bezug zur Persönlichkeit Trakls. Das Blau als Hinweis auf sein bevorzugtes Sprachbild unterlegt ein Gespinst aus Motiven, das die Wahrnehmung der Wirklichkeit hintergründig verwandelt.“ Trefflich beobachtet und zugleich technisch analysiert: „Die Einzelteile der Installation werden zu einem zusammenhängenden Ganzen miteinander und an der Wand verschraubt.“
Siebdruck, Digitaldruck, Holz (ausgesägt und bemalt), Acryl auf Leinwand und Wandzeichnung: Die Künstlerin, die auch als Trickfilmerin immer wieder bemerkenswert kreative Dinge macht, hat heterogene Dinge zusammengebracht. Sie sieht in ihrer Arbeit ein „fragil wirkendes Ganzes, eine aus dem rechten Winkel gefallene Konstruktion aus Fragmenten der traklschen Lebenswelt – ein Stück Mönchsberg mit Stiege (traumartig ins negativ verkehrt), ein Gittertor vom Friedhof St. Peter (als psychedelisch verzerrtes Schattenbild), sich zu einem Dickicht verdichtende Weinranken, die aus der Wand hervorquellen (das Wirtshaus, der Rausch), die Spiegelung einer gegenüberliegenden Eingangstüre zur Traklwohnung (nächtlich und geheimnisvoll), eine tiefblaue Fläche, ein kulissenhaftes Fenster (das die Durchlässigkeit zwischen innen und außen betont), und Textzeilen aus Briefen von Georg Trakl.“
Der Skulpturenpreis des Landes ist mit 7.300 Euro dotiert. Im Rahmen der Verleihung wurde auch die dreiteilige Dokumentation "Bauen und Kunst des Landes Salzburg" des Landesmedienzentrums vorgestellt. Da werden in 36 Minuten 43 Projekte mit 95 Kunstwerken von 86 Künstlerinnen und Künstlern vorgestellt. Auch Gunda Gruber hat schon für „Kunst am Bau“ gearbeitet: 2009 übernahm sie die Wandgestaltung in der Kantine in den Landesberufsschulen 3 und 4 in Salzburg-Lehen, 2011 gestaltete sie dort eine weitere Wandarbeit, die sich mit dem Lebensalltag und gesellschaftlichen Fragestellungen Jugendlicher befasst. Seit 2008 wird "Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum" über einen Fonds gefördert. 2011 war dieser mit 310.000 Euro dotiert.