Der „sesshafte Reisende“
GALERIE WELZ / HERBERT BREITER
15/03/12 Die Halbinsel Mani – der mittlere „Finger“ des Peleponnes – war eine jener Gegenden, wo Herbert Breiter (1927-1999) mit besonderer Freude Bildmotive gesucht, gefunden und auf die ihm eigene Art weiterentwickelt hat.
Von Reinhard Kriechbaum
Herbert Breiter hat ja nie bloß ein getreues Abbild von Natur festgehalten hat. Immer hat er die visuellen Eindrücke geordnet, die Motive auf- und ausgeräumt. Ihn beschäftigte ihn die Frage nach dem Zusammenspiel aus Strich und Linie, aus (rechtem) Winkel und dem sanften Schwingen einer milden Landschaft. Solche Gegenden fand er eben in Mani, aber auch in der Toskana, wo die Zeilen der Weinreben so ordentlich über sanfte Hügel führen. A propos Weinreben: Am Beispiel einer „Hügellandschaft mit Kürbissen“, von Breiter 1988 in der südlichen Steiermark destilliert, kann man den Maler als künstlerischen Landschaftsgärtner geradezu exemplarisch studieren.
Hat Breiter schon 1955, als er seinen Blick über Venedig schweifen ließ, in den vielen Kuppeln des Markusdoms vor allem die Hügel gesehen, die er dann nicht nur in der Toskana und am Peleponnes, sondern auch in den Kärnter Nockbergen, in Apulien oder auf Kreta so wertgeschätzt hat?
Das Stichwort Wertschätzung führt zum neuen Buch über Herbert Breiter, das jüngst im Verlag der Galerie Welz erschienen ist und dem Karl-Markus Gauß einen Essay über den in Schlesien geborenen Maler, der nach dem Krieg zum Salzburger wurde, vorangestellt hat.
Breiter war einer, der Gegenden erst wertzuschätzen gelernt hat, bevor er dranging, sie zu malen. Da ist die Rede von einem „sesshaften Reisenden“ (einer Begriffsprägung des spanischen Schriftstellers Rafael Chirbes). Einen solchen eben sieht Gauß in Herbert Breiter, und zwar in der vollendetsten Ausprägung: Einen, der nicht der kurzfristigen exotischen Sinnesbefriedigung wegen den Ort wechselt, sondern am Reiseziel tatsächlich neue Impulse, Kontakt zu den Menschen und Verständnis für ihr Umfeld sucht. Deshalb sind auf den Bildern von Herbert Breiter eben nicht bloß „Städte, Berge, Bäume und Mauern“ (wie es im Buchtitel heißt) zu sehen, sondern ein Destillat von Landschaft als Ganzes – von Landschaft, die eben Menschen ganz entscheidend kultiviert und damit durchformt haben.