Auf den Hund gekommen
Von Heidemarie Klabacher
Auch sonst ist der Hangar-7 von auffallend vielen Hunden bevölkert: „Tobias“, ein eleganter Afghane, wie ihn Noah einst auf die Arche mitgenommen hat, sitzt feilich ein wenig nachdenklich vor dem verbogenen weißen Maschendrahtzaun. Er scheint sich nicht so sehr auf sternenhimmel-artigem, denn auf ölschlieren-schillerndem Boden zu ducken. Aber auch in diesem Gemälde von Uwe John Bardach kommt alle Kraft von unten. Während „Forrest“ (ganz ohne Hund) von Energie geradezu erfüllt ist: Feinstes Tupfenwerk ergibt eine Waldlandschaft, ja ein Dickicht, voll Brillanz und Tiefenschärfe. Schlanke Baumstämme mit Schneeresten da und dort scheinen auf den Ausbruch des Frühlings zu warten.
Iris Kohlweiss’ spitznasiger Vierbeiner trägt blaue Wickel um Schnauze oder Pfoten. Zwei grüne Artgenossen scheinen Wolle aufgewickelt und sich ineinander verheddert zu haben: Auf 90 mal 250 macht die eigenwillig statische Komposition einigen Effekt.
Ein Pferd und zwei mal je ein „Haushuhn“ kommen auch vor in der Menagerie. Wobei das „Haushuhn“ von Alfredo Barsuglia, wiewohl nur mit Acrylfarbe gearbeitet, mit demselben pastellweichem Ernst von der Leinwand blickt, wie die menschlichen Zweibeiner: Büsten sind das, Körper und Kleidung meist fragmentarisch, die Gesichter weichgezeichnet idealisiert.
Eine wesentlich aussagekräftigere Bildsprache führt Kevin A. Rausch. Auf den ersten Blick wirken seine Landschaften fast ein wenig abstrakt (eine Seltenheit in den HangART-Editionen). Dabei verstecken sich in beinah jedem Bild zitatartig Figuren wie böser Wolf (Hundemotiv - diesmal aber mit Understatement) oder schlauer Fuchs. Auch was Drachenartiges meint man aufgespürt zu haben.
Viel beunruhigender, als diese Märchen- und Fabelpersonnage sind freilich die Betonbauten, die in beinah jedem Bild irgendwo gut versteckt im Hintergrund dräuen. Oder ist das überhaupt ein Sarg, genau im Zentrum des Bildes „wo ist eure ruhe geblieben“?
An den Arbeiten von Kevin A. Rausch werden sich die potentiellen Sammler, die anzulocken ja eines der vorrangigen Ziele der „HangART-Editionen“ ist, jedenfalls nicht so schnell satt sehen. Diese Landschaften zwischen Moor und See, Berg und Wald überzeugen technisch und packen inhaltlich.
Die 15. Schau im Hangar-7, wiederum kuratiert von Lioba Reddeker, trägt den Titel „Eine Berührung mit der Wirklichkeit“ und präsentiert - wie auch die Eröffnungs-Ausstellung 2005 - Künstlerinnen und Künstler aus Österreich.