Die pulsierende Musik der roten Farbströme
GALERIE WELZ / MARKUS PRACHENSKY
30/08/11 Die Sommerschau in der Galerie Welz ist zur Gedenkschau für den Künstler geworden: Markus Prachensky war einer der klingenden Namen in der österreichischen Gegenwartskunst. Der Maler ist Mitte Juli gestorben.
Von Reinhard Kriechbaum
Der 1932 in Innsbruck geborene Markus Prachensky gehörte gemeinsam mit Hollegha, Mikl und Rainer zu den Gründern der legendären „Gruppe um die Galerie St. Stephan“. In den sechziger Jahren lebte er eine Zeitlang in den USA. Von 1983 bis 2000 hatte er eine Professur an der Akademie der bildenden Künste in Wien inne.
„Das Plakat zu der Ausstellung mit Arbeiten der vier großen Werkgruppen hatte er noch in seinem Krankenzimmer hängen“, erzählt Galerist Hubert Lendl. Man habe um seine Krankheit gewusst, der Tod sei doch überraschend gekommen. Von großer Vitalität bis zuletzt künden die Arbeiten mit dem für Prachensky impulsiven Farbauftrag. 1959 hatte er erstmals eine Kunstaktion durchgeführt, indem er über große, vertikal gestellte Tafeln Farbe ausschüttete. „Gleichsam freigelassen in ihre eigene Realität“ erscheine die Farbe, wie es Peter Iden im Vorwort zum Katalogbüchlein der Ausstellung formuliert. „Peinture liquide“ hießen die ersten derartigen Aktionen, 1959 auf der Bühne des Theaters am Fleischmarkt in Wien, 1960 in der Galerie St. Stephan und im Stadttheater Aschaffenburg.
Das Bewegte, Impulsive spricht auch noch aus den Gemälden der letzten Jahre, wobei die frischen Farben, das leuchtende Rot ihrerseits Vitalität suggerieren. Die Acrylfarbe spritzt auseinander, wenn sie auf das Büttenpapier trifft. Der Strich ist großzügig und gibt den Farbbahnen Richtung und Kraft. Er „verbiegt“ andere, quer laufende Linien, oder er bricht sich an ihnen und wird mit hoher Energie gleichsam zurückgeschleudert: So könnte man die geordneten Turbulenzen in der Serie „Korsika Bebop“ beschreiben.
Auch die Bilderfolge „Farnesina Dixie“ (Acryl auf Leinwand) spielt mit diesem Wechselspiel aus aufspritzender und fließender roter Farbe, wobei diese Serie noch um einiges impulsiver und temperamentvoller wirkt. „Rythmes de Calanques“ ist eine dritte Variante – und wie die anderen Zyklen wirken auch diese Arbeiten unmittelbar von Musik durchpulst.
Schon etwas älter (von 2003) ist der Zyklus „Cinque Terre“: Da heben sich die roten, sklupturhaft wirkenden Farbströme wie magisch von innen heraus beleuchtet ab vom schwarzen Bütten-Hintergrund. „Die Eigenmächtigkeit der Farbe und das Zufällige am Ergebnis der Ausbrüche bleiben immer unter meiner Aufsicht“, hat Markus Prachensky 2002 anlässlich einer Retrospektive in Wien notiert. „Was immer die Farbe als ihr Eigenes birgt und entäußert, muss zusammengehen mit meiner Hand.“ Ein Widerstreit aus Intuition, Zufall und Kontrolliertheit also.