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Streetart und Kellerträume

LEICA GALERIE / LIES MACULAN

06/09/11 Wie mögen sich Graffiti in wuchtige Barockrahmen verirrt haben, die sonst Ölschinken aus älterer Zeit bergen? Lies Maculan ist eine Fotografin, die mit auffälligen Arbeiten gleichsam Rösselsprünge zwischen den Kulturen vollführt.

Von Reinhard Kriechbaum

altBildbearbeitung à la Photoshop macht’s möglich: Lies Maculan fotografierte für ihre Serie „Streetart für den Salon“ Graffiti und allerlei andere Dinge, die als spontane Äußerung von Pop-Art durchgehen. Die Motive hat sie in Berlin, New York und Beirut aufgestöbert.

Diesen Ausfluss von Spontaneität und Kreativität lässt die 1977 in Wien geborene Künstlerin aber nicht für sich stehen. Sie hat die so farben- wie lebensfrohen Motive in (ebenfalls fotografierte) Barockrahmen montiert. Das Ganze ist ausgeschnitten. Die Rahmen mit ihren Rocaille-Formen und anderem Dekor sind also eindeutig zweidimensional, gebärden sich aber wie 3D-Objekte. Mit der klassischen Präsentation „im gewohnten Rahmen“ will uns Lies Maculan eine umstrittene Kunstform näher bringen.

altWie eine Gemischtwarenhandlung aus längst vergangenen Tagen mutet der obere Raum der Leica-Galerie an: Da hat Lies Maculan ihren „Dream Shop“ eröffnet. Auch das ist eine Art der Fotografie, die zwischen planer Erscheinung und Tiefenwirkung laviert und uns somit einem Trompe-l’oeil-Effekt aussetzt. Was für Träume werden uns angedreht in diesem Tante-Emma-Laden, der wie aus dem unerschöpflichen Keller-Fundus gespeist wirkt?

Jedes Ding hier hat seine tiefsinnige Bedeutung: Der Schuh steht für „einen Schritt voran sein“, die Brieftaube für „gute Nachrichten“, der adrette Herr mit Putzeimer für den „perfekten Ehemann“. Gut, dass Lies Maculan ihrem „Dream Shop“ eine Liste mit Erklärungen beigegeben hat – wer weiß, auf welche Ideen der Betrachter sonst käme beim männlichen Auslagenpuppen-Torso mit Sixpack und Unterhose. Verraten sei nur, dass die Sache ganz harmlos ist. Der Froschkönig lässt auch tief blicken.

Aber Vorsicht: Ein Hammer steht für Rachegefühle und die Pistole ist gar für Leute gedacht, die die Träumerin gerne los werden will. Der Umgang mit Lies Maculan scheint durchaus gefährlich zu sein. Aber vielleicht sind all die netten fotografierten Dinge ja bloß Reminiszenzen an eine märchenhafte Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat.

Bis 24. September in der Leica-Galerie - de.leica-camera.com/culture/galleries/gallery_salzburg
Bilder: Leica-Galerie

 

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