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Von grauen Blumenkisten und bunten Visionen

SOMMERAKADEMIE BILDENDE KUNST

24/08/11 Der Chef vom Tourismusverband Hallein hat mit seiner Enttäuschung nicht hinter den Berg gehalten beim Pressegespräch der Internationalen Sommerakademie für bildende Kunst jüngst auf der Pernerinsel: „Die grauen Blumenkisten habt ihr nicht angemalt?“

Von Reinhard Kriechbaum

altKunst kann eben nicht immer alle in sie gesetzten Hoffnungen restlos einlösen. Aber in der Klasse für Gartengestaltung ist man eh schon dran, sich Einschlägiges auszudenken. Da war das Thema „Die Insel als Garten, der Garten als Insel“. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben vieles ausprobiert, womit man die Pernerinsel von ihrem Grau befreien könnte – wo wiederum der Halleins Tourismusverantwortlicher gar nicht soviel Grau entdeckt.

„Wir sprechen über Visionen, über Ideen“, sagt Marc Pouzol, einer der Künstler von der Gartengestaltungs-Klasse. Das Wort „Konzept“ gefällt ihm nicht so gut, denn „ein Konzept funktioniert, oder eben nicht“. Eine Vision hingegen könne man weiterentwickeln.

altOffenheit, etwas weiterentwickeln: Darum geht es ja in den meisten Klassen: Christina Zurfluh zum Beispiel bestätigt: „Jeder soll möglichst individuell gefördert werden“, und entsprechend buntscheckig schauen die Ergebnisse jetzt aus, die von der (planen) Malerei in den Raum, zur Dreidimensionalität führten. „Siebzehn bis siebzig Jahre“ seien ihre Schützlinge alt gewesen.

22 Künstlerinnen und Künstler aus sechzehn Ländern waren da, dreihundert Kursteilnehmer aus 28 Ländern. „Professioneller, jünger, in manchen Bereichen internationaler“ – das ist das Fazit von Hildegund Amanshauser. Deutlich juveniler ist die Sommerakademie geworden, die Hälfte der Teilnehmer war unter dreißig Jahre alt.

Das Thema Stadt allgemein und die Stadt Salzburg im Besonderen spielten im Kursprogramm heuer eine große Rolle. Christoph Schäfer betitelte seinen Kurs „Zeichnung als Wunschmaschine“ – für ihn ist das Medium Zeichnung eine Methode für Stadtanalysen und ein Weg, Utopien zu entwerfen. Auch die Klasse „Urbane Wunschproduktion“ von Sabine Bitter und Helmut Weber hatte das Verhältnis von Stadt, Bild und Wunsch zum Thema. Erwartung, Anspruch, vorgefertigte Meinung – wie greift das ineinander? Das Grau der Waschbeton-Blumentröge ist dann vielleicht doch zu spät zur Sprache gekommen.

altChristoph Philipp Müller hat einige Performances in der Stadt Salzburg vor – aber das ist eigentlich nicht die Richtung, in die Sommerakademie-Leiterin Hildegund Amanshauser zielt: „In erster Linie geht es um Bildung“ sagt sie, eigentlich ganz altmodisch. „Salzburg ist eine Skandal-Stadt“ (wenn Kunst in den öffentlichen Raum drängt), „aber ich will, dass die Studierenden etwas lernen.“ Und politisches Engagement in der Öffentlichkeit, schön und gut, aber: „Die Sozialarbeit sollen Sozialarbeiter leisten, die Künstler sollen Kunst machen.“

Umso wichtiger ist der Sommerakademie-Leiterin das solide Vermitteln künstlerischer Techniken: Das Handwerk zählt ja an den Kunsthochschulen nicht mehr so viel. „Figuren modellieren“, wie es Thema in der Klasse von Judy Fox war, gibt es als akademische Klasse weltweit nicht, und Steinbildhauerei (Hubert Maier und Knut Wold waren im Kiefer-Steinbruch tätig) wird an keiner europäischen Kunstuniversität gelehrt.

altIm Lauf der sechs Wochen werden – den bevorstehenden Tag der offenen Tür hypothetisch eingerechnet – rund viertausend Leute die Veranstaltungen, Diskurse und Präsentationen der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst besucht haben. Das ist ein Ergebnis, das die Veranstalterinnen froh macht.

Spaziert man durch die Klassen, dann imponiert immer wieder aufs Neue, wie die moderne Technologie Einzug gehalten hat. Auch wenn in der Schmuck-Klasse der Londonerin Lin Cheung alle auch mit Fäden und Goldfolie, mit klassischem Schmuck-Material oder mit Naturstoffen arbeiten – der Laptop fehlt an keinem Arbeitstisch. Auch für die Fotoklasse von Jo Ratcliffe ist die Dunkelkammer eigentlich kein Thema mehr, „viel wichtiger sind hochqualitative Drucker“.

Schlusspräsentation der Klassen auf der Festung Hohensalzburg und in der Alten Saline auf der Pernerinsel: am Freitag (26.8.) nachmittags. – www.sommeracademy.at
Bilder: dpk-krie
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