Zwischen Wand, Farbe und Raum
GALERIE RUZICSKA / GEROLD MILLER
16/08/11 Radikal reduziert und stringent entwickelt Gerold Miller sein Werk aus einem minimalistischen Einsatz von Form und Farbe. Damit wäre bereits das Wesentliche mitgeteilt.
Von Wolfgang Richter
Weil aber das Einfache oft mit komplexen Rahmenbedingungen verknüpft ist, bleibt noch (Spiel-) Raum, auch für Anmerkungen zum Werk, handelt es sich doch bei der Ausstellung in der Galerie Ruzicska um einen retrospektiven Überblick über die Jahre 1996 bis 2011.
Miller gehört einer Richtung an, die im süddeutschen Raum (nicht zuletzt durch die Hochschule für Gestaltung in Ulm) Tradition hat. Sein Anknüpfungspunkt liegt in der konkreten Kunst. Ganz im konzeptuellen Sinn ist die Idee gleich Form. Diese resultieren aus elementaren Elementen ohne narrative Inhalte. Dazu kommen Einflüsse von Minimal Art, Hard Edge und Neo Geo. Das hört sich alles nach Retro an, ist aber solide Bodenhaftung in der Tradition.
In Millers genreübergreifenden Wandobjekten verschmelzen Relief, Farbe und Raum zu einer Einheit. Zu den frühesten Arbeiten gehören Stahlprofile, die zu Rechtecken oder Gittern montiert sind. Diese sind nicht plan verschweißt, sondern systematisch gestapelt. Der so differenzierte Innenraum bleibt leer, er grenzt die ausgesparte Wandfläche ein. Gleichzeitig grenzt er sie aber auch aus, indem er diesen Raum von der Umgebung absondert. Auf solch subtile Fragen der Bildlichkeit im Grenzbereich von Skulptur, Wandfläche und Raum kann sich der Betrachter einlassen. Er tritt damit in eine interaktive Beziehung zum „Bild- Konzept“ und agiert vor den Objekten gleichsam zwischen Wand und Raum.
Bei den späteren Arbeiten werden die jetzt industriell gefertigten rahmenden Elemente breiter, die lackierte Fläche gewinnt an Bedeutung und zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Starke Farben setzen markante Signale. Die hochglanzpolierte Fläche spiegelt – durchaus im Sinn der Konzeptkunst – Gegenbilder. Sie wird zur Projektionsfläche sowohl des Betrachters als auch der Architektur.
Die Aussparung bleibt zunächst quadratisch und wird später von der Kreisform abgelöst. Sie ist zuerst zentriert und später aus der Mitte nach rechts unten verschoben. Die Ecken werden abgerundet.
Seit 2005 entstehen die „Instant Visions“. Hier nimmt Miller die Kreisform des Lochs auf und lässt diese in kräftigen Farben, die eine räumliche Schichtung suggerieren, um das leere Zentrum rotieren. Das Ergebnis sind in der Bildstruktur verankerte Kompositionen, die als großformatige Arbeiten (im Erdgeschoss) von der Wand aus in den Raum ausstrahlen. Im kleinen Format (im ersten Stock) entfalten die Wandobjekte eine nach innen gewandte, konzentrierende Kraft.