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Landsterben, Landleben

PERISCOPE

16/02/11 „Die Stallungen mit den Tieren, den angrenzenden Wald, die feuchte Wiese und die abschüssige Weide“ - Eine Fotokünstlerin, eine Zeichnerin und ein Autor entdecken ihre tiefe Verbundenheit zu Lebensformen am Land. Jeder nach seiner Manier.

Von Ulrike Guggenberger

Bröckelndes Gemäuer an Stallwänden, liegen gebliebene Gerätschaften, ein bäuerliches Paar sitzend vor einem alt gedienten Hoftor, umgeben vom Geruch des Verlassenen. Gerlinde Miesenböck hängt ihre rahmenlosen Fotos Triptychon-Art. In Aluminium gerahmte Zeichnungen, Tusche laviert, jeweils im Ganzen zu einem größeren Tableau gefügt, zeigt Ingrid Schreyer. In einer Mauernische im Periscope-Ausstellungsraum liegt das Buch „Der lange Gang über die Stationen“ von Reinhard Kaiser-Mühlecker, die Geschichte einer Ehe auf einem oberösterreichischen Bauernhof in den späten fünfziger Jahren.

Gerlinde Miesenböck hat für ihren Fotozyklus „Landsterben“ über einen längeren Zeitraum Höfe aufgesucht, die aufgelassen und deren Bewohner abgewandert oder in einen Neubau gezogen sind. Die Arbeiten bewegen sich zwischen sachlicher Bestandsaufnahme und persönlicher Nähe, still, unaufgeregt, in keinem Fall voyeuristisch. Ein weicher Schleier liegt über den wechselnden Szenen.

Ein feines Liniengewirr überzieht Ingrid Schreyers Blätter. Gefühlte Erinnerungen aus ihrer Kindheit am großelterlichen Bauernhof nehmen Formen an, überziehen wie ein sich ins Unendliche ausbreitendes Gespinst den Zeichenuntergrund. Die Empfindung, wie sich das Fell zwischen den Hörnern einer Kuh anspürt, ein verlassener Ameisenhaufen aus tausenden kaum wahrnehmbaren Pinselstrichen. In einer nächsten Arbeit meint man sich in einem dichten, undurchdringlichen Raum von Blättern und Ästen versetzt. Das Blatt ist nach dem großen Wirbelsturm vor zwei Jahren entstanden. Die lyrisch-feinen Linien trotzen der Katastrophe, verkünden: auch das ist Natur.

Zurückhaltend karg die Sätze in Mühleckers Roman. Eine Aufzeichnung.

Unterschiedliche Medien und Wahrnehmungen treffen also aufeinander, schaffen dennoch ein einheitliches Bild individueller Vorlieben und Neigungen. Keiner der Künstler wirft einen romantisch-nostalgischen Blick auf das Leben auf dem Land, kein Bedauern. Auch sind es keine vordergründig soziokulturellen Untersuchungen. Hinter diesen Arbeiten spürt man eine Zuneigung zu dem, was ist.

Bis 11. März – www.periscope.at
Bilder: www.periscope.at

 

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