asdf
 

Wie Amerika immer schon gewesen sein wird

LEICA GALERIE / THOMAS HÖPKER

10/02/11 Es ist eines jener Fotos, das die Unglaublichkeit eines Augenblicks in der Geschichte spiegelt: Da sitzen Leute wie beim Sonnenbaden am Hudson River, als ob sie auf einer Radtour gerade Station machen - und dahinter, über der Skyline von Manhattan, steht die Rauchwolke der brennenden Twin Towers.

Von Reinhard Kriechbaum

altKeiner der fünf Leute mag in diesem Moment die Lage erfasst haben. Es ist ein geistiges Chill Out vor einem Moment, der durchaus die Welt verändern sollte. Thomas Höpker ist dieses bald weltberühmte Foto gelungen. Es ist in der Leica Galerie zu sehen - doch im übrigen gilt die Schau „Heartland – An American roadtrip in 1963“ eben einem Amerika, wie es der Altmeister der Dokumentarfotografie vor nicht ganz vier Jahrzehnten vorgefunden hat, als er für die Illustrierte "Stern" die ersten Male in die Neue Welt reiste.

altAb 1976 lebte Höpker, nach wie vor für den "Stern" tätig, in New York. Zuvor aber hat er noch ein wichtiges Stück Deutschland festgehalten: 1974 ging er nach Ost-Berlin, als damals erster Fotograf überhaupt, der in der DDR akkreditiert wurde. Er und seine Frau, die Journalistin Eva Windmöller, arbeiteten dort drei Jahre und vermittelten dem Westen ein Bild des Lebens im anderen Teil Deutschlands.

Menschen stehen im Mittelpunkt, auch und gerade in den Fotos aus „Heartland". Täuscht es, oder könnte manche Aufnahme auch heute noch so entstehen? Die Gesichter bei einem Treffen von Sympathisanten der Tea Party könnten gleich aussehen wie jene der Ladinos irgendwo in einem Slumviertel. Der traurige Clown, der an der Bar sitzt, die über und über mit Schrifttafeln überzogene Feuermauer, die Frau im altmodischen Hut, die mit patriotisch-wild-entschlossener Miene die amerikanische Fahne hochhält: Die Frisuren der Protagonisten mögen sich geändert haben, ihr Denken eher nicht. Manche Szene sieht aus, wie Amerika eben immer schon gewesen sein wird.

„Es gibt diesen Begriff der "concerned photography", also der Fotograf, der sich um Mitmenschen kümmert, um Probleme auf der Welt, um leidende Menschen, der Mitgefühl in seine Arbeit bringt", erklärt der 1936 geborene Thomas Höpker. Es ist eine engagierte Fotokunst. Thomas Höpker ist einer, der Meinung bezieht. Und doch spricht aus mancher Aufnahme die Skurrilität des Augenblicks, ist immer wieder ein kräftiger Schuss Ironie beigemischt. Vielleicht wirken die Aufnahmen dieses wichtigen Protagonisten der Bildagentur Magnum auch deshalb zeitlos.

Bis 12. März - http://de.leica-camera.com/culture/galleries/gallery_salzburg/
Bilder: Leica Galerie

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014