… zwingt Grau rein
REPORTAGE / GRAFFITI / GLOCKENGASSE
21/10/10 "Derzeit werden in der Glockengasse die Wandgemälde unserer Salzburger Sprühkünstler entfernt", klagt der junge Salzburger Künstler Christoph Kendlbacher - und wahrscheinlich ist er nicht der einzige, der den Kopf schüttelt.
Noch steht der Schriftzug "Hip Hop Culture since 1970" hoch über der zwanzig Meter breiten Wand. "Doch darunter wurden die Farben bereits entfernt, und die nackte graue Wand bringt die kalte Realität zurück", so Christoph Kendlbacher, der auch gleich in einigen Fotos den Ist-Zustand von heute Donnerstag (21.10.) Vormittag festgehalten hat.
Da wird also eine Wand von jugendlicher Kreativität freigewaschen. Eh in einer Seitengasse, wohin sich nicht so schnell jemand verirrt, wenn er nicht gerade im Akzente-Büro gegenüber zu tun hat. Kein touristisches Auge sollte also beleidigt werden von den Graffiti. "Was wäre, wenn diese Sprüh-Kunstwerke von einem namhaften Künstler stammen würden?", sinniert Kendlbacher. "Dann würde unsere Stadt die Fresken um jeden Preis renovieren, sie überdachen, und ein Museum daraus machen …" Kunst werde hierzulande nur dann geschätzt, habe offenbar nur dann einen Wert, "wenn ein großer Künstler dahintersteht", sagt Kendlbacher, der sich im Verein "K. - Initiative für junge Kultur" dafür einsetzt, dass kreative Leute ein Podium in Salzburgs Kulturlandschaft bekommen. Eines ist jetzt eben im Verschwinden.
"Den realen Wert dieser Kunstwerke werden wir erst dann sehen, wenn sie vollkommen demontiert sind. Wenn die Gasse wieder grau-in-grau erscheint, und das lustige bunte Farbenspiel verschwunden ist, mit dem unsere einheimischen Künstler etwas Farbe in die öde Gasse gebracht haben." (dpk-krie)