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Inspiriert von Agatha Christie

KARDINAL KÖNIG KUNSTPREIS

09/10/23 Der zehnte Kardinal König Kunstpreis geht an Nika Kupyrova. Die 1985 in Kiew geborene, in Prag aufgewachsene und seit 2010 in Wien lebende Künstlerin ist für ihre medien-übergreifenden Installationen bekannt. Themen sind soziale Rollen, digitale Kultur, Feminismus und gesellschaftlicher Wandel. Oft gibt es literarische Hintergründe. Ihr Liebling ist Agatha Christie.

Von Heidemarie Klabacher

Nika Kupyrova, geboren 1985 in Kiew, studierte Malerei und transdisziplinäre Kunst in Island, Edinburgh. In Wien diplomierte sie 2016 an der Universität für Angewandte Kunst. Seither ist sie als Kuratorin in unterschiedlichen Galerien und Museen tätig, 2022 etwa im Museum Wien MUSA. In Gruppen und Einzelausstellungen ist sie seit 2010 europaweit vertreten.

Nika Kupyrovas mit dem Kardinal König Kunstpreis ausgezeichnete Arbeit Woman in Green aus 2022 ist eine Mixed-Media-Installation. Diese besteht aus mehreren, aus Stahlblech geformten, mittels Kletterseilen von Decke oder Wand abgehängten, frei im Raum schwebenden oder am Boden liegenden flachen Skulpturen sowie vier aus Beton und gebogenen, lackierten Stahlrohren bestehenden Objekten, vier gerahmten Farbfotografien und einer Videoinstallation.

Aus der Begründung der Jury: „Nika Kupyrova schafft inhaltlich und formal überzeugende, raumgreifende Installationen, in denen Fotografie, Skulptur und Video miteinander vernetzt sind. Die Künstlerin bezieht sich damit auf aktuelle gesellschaftspolitische Themen, fragt nach deren geschichtlichen Grundlagen oder nach ihrer eigenen Rolle als Künstlerin im Kontext kunstbetrieblicher Vorgaben. Sie hinterfragt dabei nicht nur stereotype Geschlechterrollen und -hierarchien, wie sie etwa die Filmindustrie vermittelt, sondern unterläuft auch konventionelle Wertehierarchien in Bezug auf die unterschiedlichen künstlerischen Medien.“

In Kupyrovas Ausstellungsräumen gibt es „von ihr händisch gefertigte, jedoch industriell anmutende Gegenstände, Videos und Fotografien, die narrative Strukturen und Beziehungen zueinander“m wie zwischen den Figuren eines Bühnenstücks. Die Rollen von Original und Objekts werden hinterfragt.

Agatha Christies Krimi The Hollow aus 1946 ist Inspiration und Bezugspunkt für Nika Kupyrovas Werk. Die Künstlerin interessierte besonders Agatha Christies Beschreibung der Bildhauerin Henrietta Savernake. Das Video nimmt Bezug auf die Romanfigur: „Wir sehen einer Frau beim Schnitzen von Kreide zu. Ihre Bewegungen sind unterlegtmit einem inneren Monolog Henriettas aus dem Roman. Die abgeschabten,grünen Kreidestücke aus dem Video finden sich in der Installation als am Boden auf einer flachen Stahlblechskulptur liegender Blütenstaub.“ Man erkenne an formale Zusammenhänge der Skulpturen mit den an der Wand montierten Farbfotografien exotischer Orchideen – ein Faszinosum für die englische Oberschicht im 19. Jahrhundert. Die Farbfotografien sind mit rosa Sprayfarbe überlagert: „Das Verschwinden der Einzigartigkeit und somit die Gleichschaltung der außergewöhnlichen Pflanzen könnte auch als Metapher für die Romanfiguen verstanden werden. Eingesperrt in ihre sozialen Rollen, wird von den Frauen in Agatha Christies Roman erwartet, sich den Konventionen entsprechend zu verhalten. Sie hinterfrage „die Künstlerin als performative Figur”, so Nika Kupyrova: „Woman in Green ist eine Erkundung der Mythologisierung einer Künstlerinnenfigur.“

Von zehn Personen für den Kardinal König Kunstpreis waren zwanzig Künstlerinnen und Künstler vorgeschlagen worden waren. Deren Werke werden in einer Ausstellung im Kunstraum St. Virgil gezeigt. Die Ausstellung wird am 27. November, dem Abend der Preisverleihung eröffnet. Die Werke der zwanzig nominierten Künstlerinnen und Künstler zeige „die wichtigsten jungen Positionen der österreichischen Gegenwartskunst“. Zentrale Themen sind Ausbeutung der Natur und ihrer Ressourcen, Erforschung politischer und wirtschaftlicher Strukturen, die eigene Rolle in der Gesellschaft und die Gegenüberstellung von Natürlichkeit und Künstlichkeit. Gezeigt werden Werke von Lana Čmajčanin, Gabriele Edlbauer / Julia S. Goodman, Philipp Fleischmann, Birke Gorm, Jojo Gronostay, Julia Haugeneder, Elena Kristofor, Nika Kupyrova, Lavinia Lanner, Juliana Lindenhofer, Anna Paul, Christiane Peschek, Evelyn Plaschg, Problem Collective, Florian Raditsch, Aykan Safoğlu, Isa Schieche, Esther Strauß, Helene Thümmel und Maria Walcher.

Bild: KKKP / Janine Schranz (1); www.kunstvereineisenstadt.at (1); fbgallery.cz

 

 

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