Glasmenagerie temperamentvoll
NEUHAUSER KUNSTMÜHLE / ILSE SPROHAR
13/08/10 Durchsichtige See-Anemonen, die sich den Bewegungen der Meereswellen anschmiegen. Junge Triebe phantastischer Gewächse, die gerade beginnen, ihre feinen Blätter zu entrollen. Die Assoziationen zu den Glasskulpturen von Ilse Sprohar sind vielfältig. Eine Edition schaut gar aus, wie eine kleiner Stoßtrupp Pinienzapfen auf marschierenden Beinchen. Aber auch Engels-Flügel sind zu sehen.
Von Heidemarie Klabacher
Bereits zum dritten Mal habe die Neuhauser Kunstmühle mit den Glasbläsern der Waldglashütte in Alt-Nagelberg im Waldviertel zusammen gearbeitet, und er eine Künstlerin angeregt, in Glas zu arbeiten. „Auf diese Idee kommt keiner. Fast niemand kennt die Möglichkeiten. Man kann Glas ja auch gießen“, sagt Nikolaus Topic-Matutin von der Neuhauser Kunstmühle. Noch keiner seiner Künstler habe derart spontan eine derart große Affinität zum Material und seinen Ausdrucksmöglichkeiten gewonnen, wie Ilse Sprohar.
Der 1946 in Salzburg geborenen und hier lebenden Künstlerin gilt in der Neuhauser Kunstmühle eine zweiteilige Ausstellung mit Glasobjekten und Mischtechnik auf Papier.
Acht Objekte und mehrer kleinere Blumenskulpturen hat Ilse Sprohar entworfen. Glasarbeiten dieser Art werden nicht geblasen, sondern handgeformt, erklärt Topic. „Glas eignet sich auch gut für Editionen.“
Sieben Exemplare von jeder Arbeit wurden aufgelegt. Wenn man die Objekte ganz genau vergleicht, entdeckt man die kleinen Unterschiede, die durch die Herstellung in Handarbeit entstehen. Die Neuhauser Kunstmühle, die mit der Traditionsfirma im Waldviertel zusammenarbeitet, sei, so Topic, ziemlich allein auf diesem Gebiet: „Das gibt es sonst nur in Venedig.“
„Running Flowers“, „Tische“ und „Engel“ sind die Themen des Malerei-Teils der Ausstellung: Auch die Blumenbilder haben ihren Ursprung in der Plastik: Eigene Blumenskulpturen aus Draht hätten die Künstlerin zu diesen Arbeiten auf Papier angeregt. Wie im Paradiesgarten wuchern und wachsen diese farbkräftigen dabei formal streng arrangierten Blumen.
Selbst die kleinformatigen „Gärten im Gebirge“, die entlang ihrer markanten Konturen ausgeschnitten wurden, haben etwas Ereidimensional-Plastisches. Die „Engel“ sind in ihren Flügeln repräsentiert.
An den „Tischen“ muss es großteils recht turbulent zugegangen sein, bevor die Tafel aufgehoben und die Tischgesellschaft die Servietten zusammengelegt oder -geknüllt hat. Sogar ein Königsmahl ist dabei - zumindest prangt über einem der „Tische“ eine goldene Krone. Ob großes Fressen oder zarte Flügel - eine spürbare Dynamik ist allen Arbeiten von Ilse Sprohar eigen.