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Gemeinsam weg

GALERIE IM TRAKLHAUS / GEMEINSAMKEIT LUNGAU

08/01/19 Ein paar Tage kann man in der Landesgalerie im Traklhaus noch in den Lungau hinein schauen – und man ist dann vielleicht überrascht, dass dieser Blick weg führt vom kleinsten Salzburger Bezirk. All die gebürtigen Lungauer, die für diese Schau ausgesucht worden, leben nämlich nicht mehr dort.

Von Reinhard Kriechbaum

Überbewerten sollte man diesen Umstand nicht. Es liegt in der Natur der Sache, dass Künstlerinnen und Künstler, die quasi berufsbedingt danach streben, ihren Horizont zu erweitern, nicht hängen bleiben und sich nicht dort einzementieren, wo sie zufällig geboren worden sind. Das Weggehen ist kein Systemfehler, sondern notwendig.

Es ist eine nette Initiative, dass man in der Galerie im Traklhaus eine Ausstellungsserie begonnen hat, die bildender Kunst in (oder aus) den Regionen des Bundeslands nachgeht. Sollte sich in deren Verlauf herausstellen, dass Künstler im jeweiligen Gebiet bleiben, wäre das eher verwunderlich als das Weggehen.

Folgerichtig finden sich in der Ausstellung nur am Rande Dinge, die aus Eindrücken aus der (alten) Heimat oder der Auseinandersetzung damit herrühren. Am weitesten weg gezogen ist Heimo Wallner, in die USA nämlich. Aber in seinen an Comics erinnernden Tuschzeichnungen geht er recht ironisch, sogar gallig um mit dem Lungau, seinen Bräuchen und anderen Auffälligkeiten.

Manfred Grübl, 2018 mit dem Kunstpreis des Landes ausgezeichnet, hat sich für eine Kunstaktion in die alte Briefträger-Uniform seines Vaters geworfen (so was gab's einmal). Er hat eine eigene Briefmarke entworfen und Briefe losgeschickt. Tatsächlich sind viele angekommen (obwohl ausgetragen von Neo-Postlern ohne Uniform) – und manche sind sogar beantwortet worden.

Originell ist, was Elisabeth Grübl (die Schwester von Manfred Grübl) treibt. Vielleicht hat sie zu viele Bestseller der japanischen Lebensratgebein Marie Kondo gelesen. Elisabeth Grübl besucht jedenfalls Ateliers von Kolleginnen und Kollegen, das – hoffentlich kreative – Chaos dort wird gründlich beseitigt. Wenn alles aufgeräumt, der Größe nach geordnet und kompakt geschlichtet ist, macht sie ein Foto von der Kubatur. Wie lange die „Opfer“ brauchen, um die Dinge wieder praxistauglich-unordentlich zu kriegen, bleibt undokumentiert.

Ganz unterschiedliche Dinge sind beisammen in der Schau, Etwa Malerei von Dieter KleinpeterProfessor für Malerei an der Universität Mozarteum. Oder ein Stuhl-Objekt aus Holz von Bartholomäus Kinner. Der hat mal, bevor er damit begonnen hat, Skulpturen zu schaffen, eine Orgelbaulehre absolviert und dabei die Tischlerei von der Pike auf gelernt. In einen windschiefen Holz-Fauteuil hat er, sorgsam verzapft und handwerklich beeindruckend gelöst, Laden eingebaut, jeweils im Format von bestimmten Büchern. Ins Lese-Möbel integriert sind hölzerne Druckknöpfe, mit welchen man die Laden mitsamt gedrucktem Inhalt öffnen kann. Sehr verspielt.

Weitere Ex-Lungauer Künstler in der schau: Dominik Louda, Franz Stefan Lun, Karl Schnetzinger und Stefan Wirnsperger.

Bis kommenden Freitag (12.1.) in der Galerie im Traklhaus – www.traklhaus.at
Bilder: Galerie im Traklhaus

 

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