Heute ist da ein Parkplatz...
GALERIE IM TRAKLHAUS / FREILICHTMUSEUM
31/10/18 „Ein Loch ist da, wo etwas nicht ist“, sagt Kurt Tucholsky und hat ausnahmsweise Unrecht. Ein Loch ist in diesem Falle etwas, wo das Leben drum herum und neu gebaut hat – für etwas mehr Luft und Licht und ein neues Bad für die Menschen von heute. Die Hand auf dem Foto zeigt dorthin, wo das alte Taxbauernhaus bis 1973 gestanden ist. Man könnte es wieder hineinstellen…
Von Heidemarie Klabacher
„Unsere Häuser sind oft Kalenderbilder. Aber sie sind viel mehr als Sehnsuchtsorte und Idyllen für Städter. Wir sind umgeben von Erinnerungen. Unsere Bauerhäuser, Troadkasten oder Ställe sind visuelle Speichermedien. Sie sind nicht nur etwas Liebes und Nettes dazwischen Spazierengehen. Sie stehen auch für den Diskurs darüber, was Heimat heute sein kann.“ Michael Weese, Direktor des Salzburger Freilichtmuseums Großgmain und Dietgard Grimmer, Leiterin der Galerie im Traklhaus haben fünf Fotokunst-Schaffende zu einer ganz besonderen Auseinandersetzung eingeladen.
Nicht ging es darum, die wiederaufgebauten historischen Gebäude im Freilichtmuseum in Szene zu setzen – Stichwort „Kalenderbilder“ – sondern darum, an jene Plätze zu gehen, an denen die „Exponate“ ursprünglich und oft jahrhundertelang gestanden sind.
Gertrud Fischbacher, Reinhart Mlineritsch, Andrew Phelps, Rudolf Strobl und Elisabeth Wörndl haben sich jeweils ein Gebäude im Salzburger Freilichtmuseum als Inspirationquelle gewählt. Sie haben sich auf die Suche nach dem ursprünglichen Standort gemacht und jeweils eine Fotoserie geschaffen. Die Ergebnisse, zu sehen in Ausstellung „Stand Ort Wechsel – Häuser im Wandel“ in der Galerie im Traklhaus, sind so verschieden und individuell, wie die Künstlerpersönlichkeiten. Konkrete „Plätze“ in ebenso dabei, wie fragile „Foto gewordene“ Erinnerungen, die auf bewegende oder durchaus auch einmal ironische Weise davon zeugen, wie das Leben weitergeht.
Bis auf einen schmalen Gang rundherum wurden die neuen Gebäude um das alte Taxbauernhaus, in Bischofshofen, herumgebaut. Nachdem es 1973 abgetragen – und von 2001 bis 2004 im Freilichtmuseum wieder errichtet worden war – entstand an dieser Stelle quasi wie von selber ein Hof. Ein Freiraum… „Ich wollte nicht vor einem leeren Feld stehen“, erzählt der Fotograph Andrew Phelps, in Gespräch mit DrehPunktKultur. Am Taxbauerngut habe ihn besonders fasziniert, dass die Familie in der fünften Generation dort lebt. Phleps hat einige stillebenartige Momentaufnahmen geschaffen, etwa eine Hortensie eingewässert in einen alten Kübel Blitzmörtel oder ausgetretene Bergschuhe auf Terazzoboden, aber auch wunderbar unprätentiöse Fotos von Ferdinand Berger III. und dessen Enkel Ferdinand Berger V. die beide jeweils vom Balkon ins Tal schauen. Dass so ein „neues“ Bauernhaus auch nie fertig wird, zeigt der Blick ins neue Bad…
Ein grandioser Höhepunkt der Ausstellung ist das Video, das Elisabeth Wörnd mit der Altbäuerin Marianne Grubinger gemacht hat: Schritt für Schritt führt Marianne Grubinger vor, zum Nachkochen genau, wie „Taschenknödel“ gemacht werden… Kinderleicht schaut es aus. Das 1979 in Thalgau abgetragene und 1998 wieder errichtete Wörndl-Austragshaus beherbert die Greißlerei im Freilichtmuseum. Wo das Austragshaus einst stand, ist heute eine Bushaltestellen-Häuschen. Ein Handy-Foto des alten Hauses vor die „Leerstelle“ zwischen Bach und Bundesstraße von heute gehalten, ist eines der Fotos von Elisabeth Wörndl (Namensgleichheit eher zufällig, keine Verwandtschaft).