Positionen im Einklang
GALERIE FOTOHOF / PETERMICHL / ROHRAUER / RONACHER
24/04/18 Bunte Farben und schwarz-weiße Kombinationen harmonieren miteinander, als wären sie dazu geschaffen worden: Georg Petermichl, Claudia Rohrauer und Anja Ronacher vereinen ihre Werke in der Galerie Fotohof zu einer eindrücklich bildkräftigen Gesamtschau.
Paula L. Trautmann
Ein nackter Mann liegt gestreckt auf einem schwarzen Auto. Das Licht der Dämmerung legt sich auf grüne Wiesen und Sträucher. Im Hintergrund ragt ein Industriegebiet in den Himmel. Diese außergewöhnliche Fotografie ist ein Werk von Georg Petermichl. Auch die farbenprächtigen und wandfüllenden Wallpapers in einer Verschmelzung aus blau, pink, rot und orange stammen von dem Fotografen. „Grundsätzlich forsche ich an der Komplexität sozialer Formationen an Realität, weil sie – zu groß als solches – immer in Ausschnitten, und in Abfolge, sowie in Analogien und Metaphern erkannt werden müssen“, so Petermichl über seine Arbeit.
Universal Studios, Duty free Shops oder Hansaplast, Tüten mit Werbe-Schriftzügen sind ebenfalls Teil der Ausstellung. Die Säcke sind nicht mehr nur Nebenprodukte, sie werden wie jene Produkte behandelt, die beworben werden.
Weniger farbenfroh, allerdings genauso spannend sind die Fotografien von Anja Ronacher. Eine Totenmaske, antike griechische Vasen oder ein etruskischer Spiegel sind auf ihren schwarz-weiß Bildern zu sehen. Die Objekte fotografierte die Künstlerin in Museen auf der ganzen Welt, um sie dann daheim in der Dunkelkammer zu entwickeln. Die analogen Fotografien sind sehr düster und gerade deshalb wirken sie so geheimnisvoll. Dieser Effekt wird durch die Methode des „burning in“ erreicht, bei dem das Bild partiell nachbelichtet und in ein Dunkel getaucht wird.
Amateure, Spezialisten und Liebhaber, Künstler, Wissenschaftler und Professionelle: Viele verschiedene Gesichter hat die Fotografie laut Claudia Rohrauer. Das ist der Kern ihres Objekts „Multigrade“, ein Set aus Gradiationsfiltern, das den Begriff Fotografie als „Person“ imaginieren möchte. Das Ausstellungsstück „What if“ hingegen fragt danach, was passieren würde, falls die Fotografie ein Tier wäre. Diese beiden Werke bezeichnet Rohrauer als „eher poetische, humoristische sprachliche Bilder der Fotografie“. Es gelingt ihr vollkommen, dies dem Betrachter zu vermitteln. Besonders interessant ist das Ausstellungs- und Buchprojekt „Neulich im Labor“, das in Kooperation mit Ruth Horak und Bildbeiträgen weiterer Künstler entstand. Ein Fotolabor wird in einem fiktiven Theaterstück als Produktionsstätte, Ort der Begegnung und des Wissensaustausches mit Gleichgesinnten dargestellt. Es ist humorvoll, gut durchdacht und mit anschaulichen Bildern von Laborwerkzeugen unterstrichen, die der Digitalisierung zum Opfer gefallen sind. Der Betrachter kann sich dadurch bildlich vorstellen, wie Künstler, Fotografen und Laboranten im Labor zugange sind.
Analoge Bilder von antiken Artefakten, strahlende Farben an den Wänden und moderne Interpretationen der Fotografie werden in der Ausstellung im Fotohof zusammengeführt. Die Werke ergänzen einander hervorragend und machen den Besuch geradezu zu einem Event.
Georg Petermich. Claudia Rohrauer. Anja Ronacher – bis 28. April in der Galerie Fotohof - www.fotohof.at
Bilder: Fotohof/Petermichl; Rohrauer; Ronacher