Der Mensch heute – ein fragiles Wesen
KARDINAL KÖNIG KUNSTPREIS 2017
20/10/17 Kerstin von Gabain ist in diesem Jahr Trägerin des Kardinal König Kunstpreises. Sie wird für ihr Werk-Ensemble „Symposium on the Dark Ages“ gewürdigt.
Die Künstlerin bezieht sich in dieser Arbeit auf das um 1504 entstandene Weltgerichtstriptychon von Hieronymus Bosch. Diese drei Tafelbilder befinden sich in der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste in Wien, dort hat die Künstlerin auch die Installation realisiert, vor dem „Jüngsten Gericht“-Altar.
Auch ihr Werk ist ein Triptychon, aber es besteht aus drei Tischen genau in den Maßen der Altartafeln. Darauf hat sie allerlei Objekte arrangiert. Wie auf einem Operations- oder Seziertisch – wenn auch in sinnlich-fleischlichem Rosa – liegen die Wachspräparate von Kerstin von Gabain. Knochenschnitte und im Mark gespeicherte Erbsubstanz sind die Assoziationen zu den künstlichen Versatzstücken, zu den wie heraus sezierten Relikten menschlicher Existenz.
„Die Unversehrtheit der menschlichen Existenz ist nicht selbstverständlich“, schreibt die Jury in ihrer Begründung. Die 1979 in Palo Alto (USA) geborene Künstlerin erarbeite geradezu paradigmatisch einen offenen Werkbegriff, der es ihr erlaube, sowohl klassische Schwarzweiß-Fotografie einzusetzen, wie auch Wachsabgüsse und Gipsmodelle, gefundene Möbelstücke wie auch trashige Tuschpinselzeichnungen.
Kerstin von Gabain studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien. „Prekäre Lebenssituationen, Verletzung, Verlust werden von der Künstlerin in Form von wächsernen Gliedmaßen, Kunststoff-Knochenteilen, Bildern von mutierten Konsumgütern visualisiert.“
Die Jury zieht einen Überblick über die Einreichungen für den Kardinal König Kunstpreis. Das Thema der Vergänglichkeit sei oft aufgegriffen worden, ebenso das Gefühl der Zerbrechlichkeit von Beziehungen und Werten. „Die Rolle des Individuums schwankt zwischen Inszenierung und Innenschau. Die unterschiedlichen künstlerischen Konzepte bedingen eine große Palette an Ausdrucksmöglichkeiten von Fotografie zu Film, von Objektkunst zu Installation, von Schriftbild zu Assemblage, von Malerei zu plastischem Gestalten.“
23 Künstlerinnen und Künstler - Jahrgang 1973 und jünger – wurden heuer für den Kardinal König Kunstpreis nominiert. Sie stammen aus Österreich, Südtirol, Deutschland, aus den Vereinigten Staaten von Amerika, Estland, Türkei und Brasilien. Doch alle leben in Österreich und haben hier ihre künstlerische Heimat. (Kardinal König Kunstfonds)