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Besuch in der bizarren Bar

ARGEkultur / HAFEN DER GESTRANDETEN SEHNSÜCHTE

20/05/16 Die wohl bizarrste Bar Salzburgs hat am Donnerstag in der ARGEkultur erstmals ihre Pforten geöffnet. In diesem „Hafen der gestrandeten Sehnsüchte“ präsentieren Regisseur Reinhold Tritscher und die LAUBE VOLXtheaterwerkstatt schräge Vögel und einsame Herzen mit all ihren Talenten und alltäglichen Schicksalen.

Von Christoph Pichler

Wer diese Bar besuchen will, muss erst einmal vorbei am Rollstuhlfahrer, der vor der Tür vergeblich auf den Samariterbund wartet. Trotz dieser ersten Einlasshürde füllt sich der Schuppen aber rasch mit seinen seltsamen Stammgästen. So wird vor dem Eingang auch schon einmal ein imaginäres Pferd auf Westentaschengröße zusammengekurbelt, bevor es ans Vernichten geistreicher Getränke geht.

Während der Chef meist gemütlich am Tresen sitzt, mit den Besuchern plaudert und der Bluesgitarre von Ripoff Raskolnikov lauscht, schmeißt Kellnerin Nicole den Laden quasi im Alleingang. Dass sie diesmal ihren beißfreudigen Hund mit in die Arbeit nehmen muss, stört hier niemanden, bis Ingenieur Dreier zur Hygiene- und Gesundheitskontrolle anrückt. Zumindest kann sich da auch endlich der selbsternannte Lieblingszauberer der Barbesucher trotz offensichtlich mangelnden magischen Talents nützlich machen.

Heiß diskutiert wird am Tresen natürlich auch. So treffen zwei Theatergängerinnen auf einen Mann, der sich ihnen als Präsident von Syrien vorstellt und sie mit seiner ganz speziellen Sicht auf die Geschehnisse in seinem Land irritiert. Flüchtlinge? Gibt‘s nicht, das sind alles nur Urlauber! Bomben? Nein, das sind Feuerwerke wie zu Silvester, halt am Boden statt im Himmel! Und wer Probleme mit dem Durchblick hat, dem wird hier sogar die politische Farbenlehre in Österreich in ihren Grundzügen erklärt. Denn wer blau wählt, muss nicht unbedingt angetrunken an der Urne stehen, und nicht alle Grünen sind es auch hinter den Ohren.

Bevor jedoch die Sperrstunde alle Diskussionen und sich anbahnenden Liebeleien beendet, steht eine große Talentshow auf dem Programm. Da wird noch einmal kräftig gesungen, getanzt und musiziert, motiviert und kritisiert, bis auch dem letzten Gast der Boden unter den Füßen schwankt.

Reinhold Tritscher hat für „Hafen der gestrandeten Sehnsüchte“ Schauspielprofis und -amateure des Theaters Ecce und der VOLXtheaterwerkstatt der LAUBE zusammengebracht und mit ihnen eine schrille Revue erarbeitet. Hier wird das Schräge zur Normalität, während das sonst Normale plötzlich seltsam verkehrt wirkt. In dieser Bar ist einfach so viel los, dass man manchmal gar nicht weiß, wessen Gespräch man eigentlich verfolgen sollte. Umso intensiver sind die Momente, wenn plötzlich die Zeit einfriert und das Geplapper verstummt. Tritschter und seinen Mitstreitern ist ein spannender Theaterabend der besonderen Art geglückt. Selten sind Menschen mit psychischen und sozialen Problemen so homogen in eine Aufführung eingebunden gewesen. Ein großer Spaß für alle Besucher und Beteiligten. Da kann man sich auch schon mal selbst applaudieren.

„Hafen der gestrandeten Sehnsüchte“: Inklusives Theaterstück aus der Schmiede der LAUBE VOLXtheaterwerkstatt. Weitere Aufführungen am 21., 24., 31. Mai und 1. Juni, jeweils 19.30 Uhr – www.argekultur.at
Bilder: ARGEkultur / Sigrid Riepl

 

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