Wer kein Haus hat, bespielt die Welt
FÜNF JAHRE THEATER (OFF)ENSIVE
04/03/14 „Neugierige Theaterliebhaber können hier abseits der Trampelpfade neue Stücke kennen lernen und Expeditionen in unbekannte Spielräume unternehmen.“ Alex Linse der künstlerische Leiter hat die Theater(Off)ensive zusammen mit Anja Clementi und Detlef Trippel im Sommer 2009 gegründet.
Von Heidemarie Klabacher
„Ob es der Heilige Geist war, oder ein Engel oder doch nur ein Landarbeiter, der die junge Nonne geschwängert hat - das ist völlig nebensächlich. „Agnes“, die jüngste Produktion des Theaters (Off)ensive, ist ein vom ersten Moment an packendes Kammerspiel für drei grandiose Schauspielerinnen: Julia Gschnitzer, Alexandra Tichy und Katharina Gritzner bescherten dem Publikum in der TriBühne Lehen einen spannenden Theaterabend.“ Das schrieb vor gut drei Jahren DrehPunktKultur über die Produktion „Agnes“.
Die Theater(Off)ensive, ein Off-Ensemble ohne eigenes Haus und mit einem alternativen Organisationsmodell, präsentiert seit 2009 an verschiedensten Spielorten Theater mit doppelten Anspruch: nah am Publikum und abseits des Mainstreamtheaters. „Ziel ist ein Mix von Ernst und Heiter, von Reflexion und Emotion, von Spaß und Unterhaltung“, so Alex Linse.
In diesen fünf Jahren sei „der OFF-Philosophie folgend“ viel Neues erprobt worden: innovative Ausdrucksformen, offene szenische Spielformen, alternative Bühnenkonzepte. Vor allem galt es, „Grenzen aufzuheben, zwischen Publikum und Akteuren ebenso wie zwischen den Sparten“. Fünf Jahre zusammengefasst in Zahlen: 41 Veranstaltungen, davon 32 Theaterproduktionen, 6 Österreichische Erstaufführungen, 11 Uraufführungen, 8 Salzburger Erstaufführungen, 5 musikalische Produktionen, 5 Bälle, über 50 Mitwirkende, 4 Festival Einladungen, 14 Gastspiele, 4 Koproduktionen und bisher 8 Spielstätten in Salzburg.
Es spiele eine besondere Rolle, so Alex Linse, dass die Theater(OFF)ensive keinen fixen Standort habe und unterschiedliche Räume bespiele: „Das Konzept der wechselnden Aufführungsorte erlaubt es, eine sinnstiftende Beziehung zwischen Stück und Ort herzustellen und so dem Publikum abwechslungsreiche Theatererlebnisse zu bieten. Zudem konnten bis jetzt nicht bespielte Regionen erobert und kulturell nachhaltig belebt werden.“
Die TriBühne in der Neuen Mitte Lehen ist für die Theater(OFF)ensive wohl ein zentraler Theaterspielort geworden. Gespielt wurde aber auch im Kleinen Theater, im Havanna, im Hotel Sacher, in der Herberthall, im Shakespeare oder in der alten Mälzerei in Stiegls Brauwelt.
Besonders wichtig sei der Theater(OFF)ensive der „lebendige Austausch mit dem Publikum“: „Der jeweilige Spielort soll ein gesellschaftlicher Treffpunkt sein, wo man nicht nur miteinander Kultur erleben kann, sondern eine gemeinschaftliche Begegnung von Publikum und Künstlern in einer besonderen Atmosphäre stattfindet, auch über das jeweilige Spielgeschehen hinaus."
„Klassikern mit aktueller Brisanz und in neuer Sicht“ stünden ebenso auf dem Spielplan, wie „Stücke, die in Salzburg noch nie zu sehen waren oder nur sehr selten aufgeführt werden“. Man bringe also Uraufführungen, Österreichische und Salzburger Erstaufführungen in die Stadt.
Ein Blick zurück auf fünf Jahre: Als erste Premiere ging „Enigma“ von Eric-Emmanuel Schmitt im Kleinen Theater über die Bühne: ein Rededuell mit Gerhard Hermann und Detlef Trippel. Shakespeare-Annäherungen hat es gegeben, wie etwa „Der Kaufmann von Venedig“ oder „Richard (RE)loaded“. Ariel Dorfmans „Der Tod und das Mädchen“ mit Oliver Baier, Van Goghs „Interview“, Michael Köhlmeiers Komödie „Männer in der Stadt“ standen auf dem Spielplan. „Agnes“ von John Pielmeier war eine packende Produktion mit Julia Gschnitzer in der Rolle der Äbtissin.
In Kooperation mit dem Theater Kaendace Graz und dem Uraufführungsfestival Oberzeiring präsentierte die Theater(OFF)ensive die Uraufführung von Catherine Aigners „ Hinter Augen“, mit der neuenbühnevillach Stephan Lacks Satire „Blut auf Eis“ in einer Inszenierung von Georg Clementi. „Wallenberg, eine Kooperation mit der Deutschen Bühne Ungarn, vereinte Schauspielerinnen und Schauspieler aus fünf Nationen“, erinnert Axel Linse stolz: Für Wallendberg wurde die Truppe mit der Sonderprämie des Bundes ausgezeichnet!
Unterhaltsames gab und gibt es ebenfalls im Spielplan der Theater(OFF)ensive: etwa Komödien wie „Männer in der Stadt“, „Die Frau in Schwarz“ oder etwa Ray Cooneys „Taxi, Taxi!“ Unter „völlig Verrücktes“ subsumieren das Ensemble und sein Leiter Produktionen wie „Die Bibel“.
Gemeinsam entwickelte Produktionen, wie das „Flugsical Take (Off)“ oder das „JOBsical“ trügen in ihrer „speziellen Mischung aus Schauspiel, Musik und Tanz eine ganz individuelle künstlerische Handschrift“. Sie seien „zu einem besonderen Markenzeichen der Theater(OFF)ensive geworden“. Dazu zählten, so Alex Linse, auch die poetische Hommage „Viva la Lorca“ oder das Traumstück „Insomnia“, das gerade in der TriBühne Lehen zu sehen ist. Realisiert und veranstaltet werden aber auch gemeinsame Projekt etwa mit Jugendlichen des SOS Clearing-Hauses Salzburg, das Improvisations- und Theatersport-Format „Total Impr(OFF)isiert“, Theaterbälle oder Theater&Dinner-Shows.
5 Jahre Theater (Off)ensive Salzburg: Am Freitag (7.3.) wird ab 19 Uhr gefeiert bei einer Gala mit Tanz und Ausschnitten aus Produktionen der ersten fünf Jahre. Am Samstag (8.3.) folgt um 19.30 eine Jubiläumsvorstellung von „Insomnia“ jeweils in der TriBühne Lehen - www.theateroffensive.at
Bilder: www.theateroffensive.at