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Die Furie Kreativität

UNIVERSITÄT MOZARTEUM / KUNST ODER DRECK

06/12/11 Ist es Musiktheater? Performance? Kann es um Bedingungen bildender Kunst gehen? Im Besucher breitet sich das Gefühl aus, an einem Schöpfungsakt, an der Geburt eines genialen künstlerischen Projektes teilzuhaben.

Von Ulrike Guggenberger

altTextzulieferer waren Rainald Goetz und Heiner Müller. Auch selber getextet haben die Studenten des dritten Schauspieljahrgangs für ihr Theaterprojekt „Kunst oder Dreck“. Premiere des hochaufregenden Stücks war am Freitag (2.12.) im Theater in der Druckerei.

Sie schaben verlegen mit den Füßen, gehen auf der kargen Bühne wie um den heißen Brei herum. Junge Frauen und Männer in hellen, schlichten Kostümen schauen, prüfen, staunen, stehen vor in reinem Weiß gehaltenen Flächen und Objekten an.

„Es geht um Liebe..., es geht um Kunst..., es geht um Harmonie..., es geht um Streit..., es geht um Leben“. Wenige hingeworfene Sätze Einzelner genügen, um in der Szene eine rasende Bewegungsorgie der Gruppe auszulösen, angepeitscht durch tobende Rhythmen einer sich selbst übersteigernden Musik. Regie führt Susanne Truckenbrodt, die Ausstattung ist von Susanne Truckenbrodt und Jeanette Sumbera, die Musik Markus Götze und Daniel Dorsch.

altDie Wellen der Erregung flauen ab, um erneut - durch Stichwörter gereizt - zerfleischende Anklage zu erheben: „ Zu wenig, zu platt....“ Ein sich bis an die Grenzen des Möglichen wiederholender Prozess. Früher oder später breitet sich im Sog faszinierender Szenarien – ist es Musiktheater, Performance, kann es um Bedingungen bildender Kunst gehen? – im Besucher das Gefühl aus, an einem Schöpfungsakt, ja, an der Geburt eines genialen künstlerischen Projektes teilzuhaben.

Die Furie Kreativität treibt Getriebene und Treibende vor sich her. Dazu kommen brillante Sprach-Sequenzen derer, die zwischendurch jeweils an der Bühnenrampe agieren: Expertisen philosophischer sowie inhaltlich explodierender Texte. Von neuem fegt der Genius der Künste über die Bühne, pinselt und sprüht Farben, wirft um sich, Wasser ertränkt den Boden.

Das sterile Weiß färbt sich, der unterkühlte Bühnenraum wird zum tosenden Schlachtfeld einander quälender Vorstellungen, Eingebungen, Anforderungen, Widersprüche, Plakatierungen, Sex.

Zwischendurch müht sich in einer Szene die gesamte Truppe und hebt eine Couch hoch, um sie woanders zu platzieren. Die Aktion endet damit, dass das Möbel am selben Ort mit der übereinstimmenden Überzeugung, sie stehe hier nun genau richtig, wieder abgestellt wird.

Worum geht es? „Es geht um Liebe..., es geht um Kunst..., es geht um Sehnsucht..., es geht um Reden..., um Harmonie..., um Dissonanz.“ Hier und Heute geht es um Alles. In großen Lettern wird auf Transparente gemalt:

altIn Wind gehüllt
Am Arsch vorbei
Vorbei
Wir sind vom Aber ausgeheilt
Aber

So lesen sich Bekenntnisse junger Rebellen und Kunstschaffender. Hier und Heute ging es bis zur körperlichen und emotionalen Erschöpfung um Alles – bei der Schauspieltruppe – die Aufführung lebt nicht von der Leistung Einzelner, sondern von der Gesamtheit aus Spielkunst, Regie, Musik, Choreographie, Licht und Ton. Ein performatives Bild, fulminant gemalt, gespielt, getanzt, gesprochen von Anna-Sophie Fritz, Frederik Götz, Mirjana Milosavljevic, Artur Spannagel, Elisabeth Therstappen, Liza Tzschirner, Jula Zangger, und Piotr Zakrzewski.

Kunst oder Dreck - weitere Aufführungen 9., 10. und 16. Dezember, sowie 13. und 14. Jänner 2012, jeweils um 20 Uhr im Theater im Kunstquartier - www.moz.ac.at
Bilder: Universität Mozarteum



 

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