Anna rettet den Wolf
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05/10/11 Angst kennt jedes Kind, und manchmal verlässt sogar junge Heldinnen aus dem Märchen der Mut. Auf ihrer Reise durch den Märchenwald werden "Anna und der Wolf" auf einige Proben gestellt. Es geht um Freundschaft, um die Bewältigung von Angst und letztendlich um die Stärkung des "Ich": eine wichtige Sache, um Gewalt vorzubeugen.
Dieser Tage zeigte die kija Salzburg im Europark-OVAL das neue Stück "Anna und der Wolf". In achtzig Minuten führen die „Traumfänger“ ihr junges Publikum in eine Welt zwischen Märchen und alltäglichen Ängsten. Sie zeigen, wie man an den Sorgen wachsen kann, anstatt sie über das eigene Leben bestimmen zu lassen.
Anna ist "ein schwieriges Kind", wie die Eltern sagen. Ihre Sorgen nehmen sie nicht ernst, denn schließlich "ist die Schulzeit doch die unbeschwerteste Zeit im Leben". Doch Anna hat Angst vor der Schule, ihre beste Freundin schließt sie neuerdings aus und wenn sie in der Matheschularbeit versagt, werden vom Vater die geliebten Tanzstunden gestrichen. Zum Glück hat sie ihren "Wolferl", ein Kuscheltier, dem sie alles anvertraut. Und dieser Kuschelwolf hat es in sich, denn nachts wird er lebendig und nimmt Anna mit in den Märchenwald.
Dort können "Anna und der Wolf" mit Hilfe des Publikums zum Beispiel dem Froschkönig genug Mut geben, in seinen Brunnen zu springen. Sie trösten auch Aschenputtel. Anna und ihr Kuschelwolf werden auch mit ihren eigenen Ängsten konfrontiert, denn "Wolferl" wird vom Jäger gejagt. Sich beim siebenten Geißlein zu entschuldigen, fällt ihm gar nicht so leicht. Zum Glück ist Anna da, die zu ihm hält.
"Anna und der Wolf" punktet auch mit mitreißenden Songs und den vielen interaktiven Elementen, die typisch für die „Traumfänger“ sind. Das Musikheater wurde in Kooperation mit der kija Oberösterreich erarbeitet und richtet sich an alle Sechs- bis Zwölfjährigen. Die starken symbolischen Bilder aus der Märchenwelt dienen den Lehrern und LehrerInnen dabei hervorragend als Türöffner, um mit ihrer Klasse Themen wie Ausgrenzung, Courage, Angst und Mut zu besprechen, und die Kinder können sich der kennengelernten Märchenfiguren bedienen, um über ihre Sorgen zu sprechen, ohne sich völlig outen zu müssen.
In einer Podiumsdiskussion nach der Aufführung (am Montag, 3.10.) mit dem Regisseur Christoph Rabl, vier jungen Streitschlichterinnen der Volksschule Mattsee sowie Marion Wirthmiller und Alexander Müller von der kija Salzburg kam wieder einmal zur Sprache, dass man mit Gewaltprävention nicht früh genug beginnen könne und die Kinder mit ihren Sorgen nicht alleine gelassen werden dürften. Kinder und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt wies darauf hin, dass der aktuelle Bedarf in den Schulen bei weitem die Möglichkeiten der kija Salzburg übersteige. Umso erfreulicher war es, dass direkt aus dem Publikum Ewald Moser (Schulpsychologie) und KIS (Landesschulrat Salzburg) ihre begleitende Unterstützung für das laufende Projekt "Anna und der Wolf" zusagten.
Dennoch hielt die Salzburger Kinder- und Jugendanwältin noch einmal fest: "Auch in Salzburg braucht es verstärktes Augenmerk für Kinder in Problemsituationen durch den Ausbau des Netzwerks aus Beratungslehrern, Schulpsychologie und Schulsozialarbeit. Aber auch eine außerschulische Ergänzung durch ein weitsichtiges Konzept zur Gewaltprävention, etwa in Form einer Gewalt- und Mobbingpräventionsstelle, denn die Probleme in den Klassen lösen sich nicht von allein." (kija/dpk)