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Schwerenöter aus Routine

SCHLOTE-ZYKLUS / DIE LUSTIGEN WEIBER VON WINDSOR

08/03/11 Die lustigen Weiber von Windsor – nicht die Oper von Otto Nicolai, sondern die Komödie von William Shakespeare: Damit ist die diesjährige Schlote-Abonnementreihe im Großen Festspielhaus zu Ende gegangen. – Ein Gastspiel des Berliner „Theaters des Ostens“.

Von Reinhard Kriechbaum

So anders wird die Aufführungssituation im Globe Theater nicht gewesen sein. Reinhart Zimmermann (der langjährige Bühnenbildner und Ausstattungsleiter der Komischen Oper Berlin ist im Vorjahr verstorben) beschränkt sich in seinem Beinahe-nicht-Bühnenbild auf ein Halbrund aus weißen Leinenvorhängen. Da sind Auftritte von überallher und Abgänge nach überallhin möglich. Die paar notwendigen Versatzstücke sind ebenso schnell herbei- und auch wieder hinausgeschafft. Es steht also nichts dagegen, die Shakespeare-Komödie, textlich sanft verheutigt, abschnurren zu lassen.

Shakespeare hat die Komödie angeblich innerhalb von vierzehn Tagen geschrieben, weil Königin Elizabeth I. Sir John Falstaff, einen Saufbold aus dem Königsdrama „Heinrich IV.“, partout gleich nochmal auf der Bühne sehen wollte: als Hauptdarsteller. Es ist keines der tiefgründigeren Werke Shakespeares. Eigentlich denkt man sich die Musik, sei sie nun von Nicolai oder von Verdi, zur Handlung dazu.

Der Hintersinn ist in dieser Aufführung nicht beheimatet. Vera Oelschlegel, Regisseurin und Darstellerin der Wirtin Miss Quickly, baut auf unmittelbaren Slapstick. Es ist keine Gefahr, dass man eine Geste oder eine Grimasse nicht mitbekäme, auch in der allerletzten Reihe im Großen Festspielhaus nicht. Das ist alles auf deftig-heftig, auf spontane Lustigkeit hin angelegt – und kontrastiert gar nicht schlecht zur Titelfigur, der Dieter Wien dann doch einen Hauch von Verhaltenheit, gar Wehmut mitgibt. Vielleicht weiß dieser Falstaff in Wirklichkeit eh schon, dass seine Zeit als  Schwerenöter abgelaufen ist. Er tut’s halt noch routinemäßig …

Sind Frau Fluth und Maggie Page (Miriam Kohler, Natalia Herrera-Szanto) Hausfrauen der siebziger Jahre oder heutige „Desperate Housewives“? Das beantworten die Kostüme von Elke Eckardt nicht eindeutig. In eine amerikanische Vorabend-Soap passt das Gehabe der Damen durchaus. In Herrn Fluth (Otto Strecker), Herrn Page (Matti Wien), Pfarrer Evans (Oliver Trautwein), Doktor Cajus (Willi Händler) und Abraham Schmächtig (Recardo Koppe) stehen rechte Galgenvögel auf der Bühne. Dass Humor auch mit weniger Holzhammer geht, dürfen Derek Nowak und Felix Isenbügel als Pistol und Fenton vorzeigen. Vera Oelschlegel selbst macht auf Volksschauspielerin.

Das Programm der Theaterabende 2011/12 wird Mitte April veröffentlicht. Was schon bekanntgegeben wurde: Zum Auftakt gibt es am 24. Oktober (eingebunden in die Salzburger Kulturtage) Puccinis "Madame Butterfly" durch die Compagnia d'Opera Italiana. Alle japanischen Rollen sowie der Chor sollen tatsächlich mit asiatischen Sängerinnen und Sängern besetzt werden. - www.theaterabende.at
Bilder: Schlote productions / Theater des Ostens

 

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