Bilanz zur Midlife-Krise
KABARETT / MOTZART / ALFRED DORFER
31/01/11 Kann man die Zeit überlisten? Der Fünfziger ist für Alfred Dorfer jedenfalls Halbzeit, schielt er doch auf Johannes Heesters. Nach Erwin Steinhauer (er las am Samstag aus Gerhard Haderers „Moff“) war Dorfer beim MotzArt-Kabarettfestival in der ARGEkultur am Sonntag (30.1.) zu Gast.
Von Horst Reischenböck
„Bisjetzt“ also, so der Titel des Österreichers mit ausgeprägter „Austrophobie“. Die will er freilich nicht mit einem Psychiater erörtern, denn dort müsste er bezahlen. So verbreitet er sich zur Premiere Sonntag (30. 1.) in der ARGE vor zahlendem Publikum darüber: „Das ist Kunst!“
„Es gibt nichts Falscheres als ‚fast richtig’!“ Daher also die Frage: „Wer bin ich, woher komme ich?“ Dorfer hat allerdings für sich auch keine verbindliche Antwort parat – zumal Optimismus für ihn nur eine Form von Informationsmangel ist. „Müssen alle Chinesen sterben, wenn man ihnen ein Essensstaberl wegnimmt?“ Die haben nur Yin und Yang, wir aber auch noch „Wurscht“.
Rundumschläge, nicht immer bloß subtiler Pointen, en masse. Etwa über „K & K Kulturbeamte – ka Budget und ka Ahnung“. Aus Österreichs Geschichte, kurzgefasst, über die Monarchie: „Nicht jeder, der auf seine Kusine steht, ist deswegen gleich ein Adeliger!“ Und „Alle reden von der Zukunft, aber meinen nur die Pension.“ Wobei ansonsten weniger politische Anzüglichkeiten, dafür mehr Breitseiten in Richtung Kirche abgefeuert werden. Glück, das wäre der Beginn des Abends gewesen. „Da haben wir uns noch nicht gekannt. Was hätten wir alles tun können, beispielweise Töpfern gegen Rechts…“
Im Gegensatz zum derzeitigen Verteidigungsminister war Dorfer beim Bundesheer, und er erinnert sich an die Rede eines Bürgermeisters an die Eingerückten, die im Appell an die Musik gipfelte, jetzt „den Blasenstreich zu zapfen“. Auf der Uni habe er gelernt, dass „ein Seminar kein Halbverrückter ist“.
Er habe, so versichert Dorfer, im Lauf der Zeit jede Menge neuer Ideen gehabt, aber nie als erster. Und er reist gerne: „Fliegen sollen die Arbeitslosen. Ich habe gespart. Ich fahre mit der ÖBB.“ So war er beispielsweise in Irland, wo die Mädchen rot und katholisch sind: „Was relativ selten ist!“ Die musikalischen Mitstreiter an diesem Abend: Peter Herrmann, Günther Paal und Lothar Scherpe, die vom Mann am Mischpult freilich viel zu laut verstärkt wurden.