Das Publikum ist wieder da
SCHAUSPIELHAUS / SPIELZEIT 2023/24
23/05/23 Eine Österreichische Erstaufführung und eine Uraufführung machen den Anfang. Intendant Robert Pienz präsentierte das Programm der Spielzeit 2023/24 im Schauspielhaus Salzburg. „Die schwierigen Zeiten sind vorbei.“
Von Heidemarie Klabacher
„Das Schauspielhaus erholt sich nach drei pandemiegeplagten Saisonen. Alle verschobenen Produktionen wurden nachgeholt. Die Publikumszahlen nähern sich wieder dem Vor-Corona-Stand.“ Produktionen wie Die Laborantin oder Die verlorene Ehre der Katharina Blum waren meist ausverkauft, berichtet der Intendant. „Das Publikum ist wieder da, die Unterstützung der Subventionsgeber ist ebenfalls gegeben.“
Schwer getroffen habe die Pandemie allerdings „die Lage auf dem Gastspielmarkt und im Kultursponsoring“. Pienz spricht von einem „strukturellen Defizit von 250.000 Euro, das bislang durch Rekordeinnahmen und hohes Sponsoringengagement ausgeglichen werden konnte“, und betont: „Davon ist in den kommenden Jahren nicht mehr auszugehen.“ Das Schauspielhaus Salzburg befinde sich im „intensiven Austausch mit den Fördergebern“.
Doch nun zur neuen Spielzeit, die kein Motto tragen wird: „Das Schauspielhaus vertraut seinem Publikum, aus dem vielfältigen Angebot seine eigenen Fragestellungen zu erkennen und legt sich nicht bewusst auf ein Motto fest“, sagte der Schauspielhaus-Intendant Robert Pienz bei der Programmpräsentation.
Auch ohne Spielzeit-Motto lassen sich „thematische Linien erkennen“. Etwa das „Verhältnis von Unterdrückung und Widerstand“ (wie etwa die Produktionen Antigone, 1984 oder Corpus Delicti) oer die „Dialektik von Verführung und Wahrheit“ (bei so unterschiedlichen Werken wie Stolz und Vorurteil, Nachtland, Die Wildente oder Der kleine Horrorladen). „In Zeiten der allgemeinen Verunsicherung ist uns wichtig, Werke auf die Bühnen zu bringen, in denen die Spannungen unserer Gesellschaft ebenso tiefgründig wie spielerisch greifbar werden“, betont Robert Pienz.
Die Einladung ist die erste Komödie des gebürtigen Münchner Autors Florian Scheibe und ab 9. September erstmals in Österreich zu sehen: Helikopter-Eltern – Waldorofschule vs. Tenniplatz - zerkrachen sich über einer Einladung zum Kindergeburtstag. Michael Köhlmeier hat eine Antigone nach Sophokles gedichtet, Uraufführung ist am 16. September. Eine Dramatisierung des Romans 1984 hat Tabea Baumann „nach George Orwell“ zusammengestellt, Uraufführung ist am 4. November.
Eine weitere Österreichische Erstaufführung gilt einem namhaften Bühnenautor: Marius von Mayenburgs Nachtland hat am 17. November Premiere. Nachtland sei „ein Psychodrama, das zugleich die Züge einer schwarzen Komödie aufweist“, heißt es im Spielzeitheft. Es geht um Schuld und nicht ausreichend aufgearbeitete NS-Zeit. „Selten ist die Schuld-Frage dermaßen spielerisch“ gestellt worden“, so Robert Pienz. Arsen und Spitzenhäubchen sorgen als Komödie von Joseph Kesselring ab 16. Dezember für Ent-Spannung
. Das neue Jahr im Schauspielhaus beginnt mit Corpus Delicti von Juli Zeh: „Mia Holls Bruder wird verhaftet und verurteilt, nachdem seine DNA am Tatort eines Verbrechens gefunden wurde.“ Von seiner Unschuld überzeugt, beginn die bis dahin obrigkeitshörige Schwester, sich dem System zu widersetzen. Premiere ist am 25. Janner 2024.
Wieder eine Uraufführung ist Kleine Geister von Theodora Bauer am 23. Februar. Es geht um Korruption. Wo fängt diese Korruption an? Und wo zieht der/die Einzelne eine persönliche Grenze? Das Stück Adern von der 1995 in Tirol geborenen Autorin Lisa Wentz erzählt eine Nachkriegs-Liebesgeschichte in den Tiroler Bergen. Weiters stehen auf dem Programm Die Wildente von Henrik Ibsen, Der kleine Horrorladen, Stolz und Vorurteil (*oder so) von Isobel McArthur, die sich Jane Austen nähern will. Ebenfalls „nach“ - nämlich Charles Dickens - ist die Weihnachtsgeschichte von Tabea Baumann. Peter Blaikner steuert mit Das Buchergeheimnis eine Uraufführung bei. Momo „nach“ Michael Ende beschließt den Mai 2014.
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Bilder: SSH