Fettes Schwein und alle Sorgen dieser Welt
THEATER ECCE / SPIELZEIT 2023/24
16/01/23 Dicke Frau. Hipper Yuppie. Logisch, dass diese Liebe scheitert. Das Theaterstück Fettes Schwein von Neil LaBute ist längst ein Klassiker. Die Produktion des Theater Ecce im Kleinen Theater ist „nur“ eine Wiederaufnahme. Und trotzdem ein Herz-Stück.
Von Heidemarie Klabacher
„In Fettes Schwein geht es um das Thema Anders sein. Es geht um den Marktwert von Menschen, sogar in Liebesbeziehungen. Es geht um die Frage: Wie lebt man in der heutigen, noch immer sehr sehr stark neoliberalen Gesellschaft? Und das ist der Hintergrund fast aller unserer Produktionen.“
Das sagte Reinhold Tritscher, der Leiter des Theater Ecce, heute Montag (16.1.) beim Pressegepräch zum Jahresprogramm. „Inhaltlich wollen wir den Weg fortsetzen, gesellschaftlich relevante Themen aufzugreifen und mit unterschiedlichen theatralen Mitteln zu thematisieren.“ Partizipatorische Theaterprojekte stehen neben literarischem zeitgenössischem Theater. Grundthemen, wie etwa Körperbilder, verbinden einzelne Produktionen und sogar Spielzeiten. So steht die Wiederaufnahme von Fettes Schwein, die direkt im Zusammenhang mit der Produktion Cinderella aus dem Vorjahr. Wiederaufnahme-Premiere von Fettes Schwein ist bereits am Mittwoch (18.1.) in Kleinen Theater.
„Das Stück .. macht eindrücklich deutlich, welchem Druck sich (junge) Menschen unterwerfen, nur um 'dazuzugehören', wie schnell und brutal Ausbruchs-Versuche aus dem Gruppenschema mit sozialer Ächtung betraft werden. Zu verzeichnen ist einiger Hang zum Klamauk (Werbefritzen müssen wohl kindisch sein) bei gleichzeitiger Tendenz zu unfruchtbar in sich kreisenden Beziehungsdebatten. Dabei ermöglicht es die Regie von Ben Pascal, den Protagonisten immer wieder, in stillen Passagen echte – also nicht Instagram-taugliche Sehnsüchte – auszudrücken“, schrieb DrehPunktKultur im September 2020 nach der Premiere.
Im Mai im Oval im Europark kommt das Stück Paradis von Emmanuel Robert-Espalieu. Regie führt Gerard Es. Hier hat das Ttheater Ecce die Uraufführung der deutschsprachige Erstaufführung ergattert. Hier geht es, wie weiland in Harold & Maude um das Tabu-Thema „Alte Frau-Junger Mann“. Wobei Daniela Enzi „noch gar nicht so alt ist, die fehlenden Jahre aber mit ihrer Schauspielkunst perfekt drauflegen wird“. Alaaddin und die Wunderlampe nach Antoine Galland kommt in der Dramatisierung von Annette Raffalt als inklusives Familienstück im Circuszelt mit Schauspiel, Akrobatik und Livemusik, nachdem man dem Titelhelden den Macho ausgetrieben haben wird. Regie führt Reinhold Tritscher.
Die nicht-künstlerischen Themen und Nöte bleiben – auch – für das Theater Ecce gleichen. Geld. Selbstausbeutung. Personal. „Wir haben eine Stelle für sechs Stunden für Gratisworkshops als Brücke etwa zum Volxtheater oder zu inklusiven Produktionen.“ Das werde gut nachgefragt, der Stunden können viel mehr sein. „Wir hoffen auf das Zentrum für Community Arts, wie es als Ziel, im Landesaktionsplan für Inklusion steht.“ Seine eigene Nachfolge stehe letztlich auch irgenwo im Raum, so Tritscher.
Man spiele in einem Umfang, der etwa dem von Länderbühnen entspreche. „Der Spagat zwischen internationalen Koproduktionen und regionalen-lokalen Netzwerken, zwischen akrobatischen Höchstleistungen und inklusiven Theaterformen mit Menschen mit Beeinträchtigung könnte größer nicht sein.“
Gerecht bezahlen will man seine Leute auch: „Die Kalkulation für 2023 orientiert sich an den Fair Pay Richtlinien. Nachdem wir bereits 2022 das Fair Pay Schema als Grundlage unserer Honorare und Gagen angewendet haben, müssen wir einen Fair Pay Gap heuer dringend schließen, um nicht in gröbere finanzielle Turbulenzen zu gelangen.“ Dazu kommt, dass die Inflation derzeit die Bemühungen auffrisst. „Stadt und Land Salzburg und die Partner aus der Region Saalfelden Leogang zeigen sich hier unterstützend, der Bund wird das hoffentlich auch tun.“
Der Spielpla 2023/24? Geplant sind zwei Neuinszenierungen, zwei Stückentwicklungen mit der VOLXtheaterwerkstatt Salzburg und Saalfelden, zwei Wiederaufnahmen und mehrere theaterpädagogische Projekte. „Hervorzuheben ist ein großes Projekt in Kooperation mit der Kulturhauptstadt Bad Ischl–Salzkammergut: Das große Welttheater wird 2023 erarbeitet und im ersten Halbjahr 2024 in Bad Goisern und in der Stadt Salzburg zur Aufführung kommen. Kooperationen mit ARGEkultur Salzburg, Kunsthaus Nexus Saalfelden, kleines theater Salzburg, SZENE Salzburg, Emailwerk Seekirchen, Kulturverein Freiraum Leogang, Kulturverein Binoggl Lofer oder Culturkreis Maishofen werden fortgesetzt
Theater Ecce - alle Stücke und Termine – www.theater-ecce.com
Bilder: Foto Flausen (1); Stills aus dem Pressegepräch
Zur dpk-Besprechung von Fettes Schwein
Ausbruchsversuch sinnlos