asdf
 

Offene Viererbeziehung

OFF THEATER / FASTEN SEATBELTS

26/09/22 Während das Publikum im OffTheater Platz nimmt, ist Fred mit Staubsaugen beschäftigt. Übergründlich erledigt er das. Man ahnt schon vor dem Beginn der Komödie: ein Muster von einem guten Ehemann, aber gewiss nicht einer von dem Format, wie ihn eine Frau wie Anett erträumt.

Von Reinhard Kriechbaum

Anett (Anja Clementi) kommt von einer mehrtägigen Geschäftsreise heim, besser gesagt. Sie wirbelt herein. Rockend schießt die das picobello saubere Wohnzimmer sturmreif, und ihren Mann (Thomas Pfertner) gleich mit, indem sie ihm offenbart: Sie sei verliebt und gedenke fürderhin eine Ehe mit zwei Männern zu führen. Im gleichen Haushalt. „Es lief gut bisher, aber jetzt läuft es besser“, erklärt sie. „Jetzt herrscht Konkurrenz, einer will besser sein als der andere.“ Soweit ihre Sicht der Dinge. Des Göttergatten Meinung ist nicht gefragt.

Was für ein Traumkerl ist der „Neue“? Manfred (Alex Linse) trinkt nur Wasser, aber das bestellt er „mit tiefer, männlicher Stimme“. Und seine behaarte Brust fühlt sich an, „als würde man ein Wildschwein streicheln“. Der Ehemann vernimmt's und ist not amused.

Es geht also rund in der Komödie Fasten seatbelts von dem Esten Jaan Tätte. Dieser ist nicht nur Stückeschreiber, sondern auch Schauspieler – und er weiß, was ankommt beim Publikum. Während es bei einer ordentlichen Screwball comedy heißt „Tür auf, Tür zu“, sind hier alle Türen offen, auch jene zur Nachbarwohnung. Dort wohnt Anna (Diana Paul). Seit vielen, vielen Jahren macht sie Manfred schöne Augen, so aufdringlich wie erfolglos.

Ein Stoff also, bei dem ein gut aufeinander eingespieltes Ensemble so richtig die Sau rauslassen kann. Alex Linse setzt als Regisseur auf gutes Timing. Er weiß die Überdrehtheit auch wieder einzufangen, wo nötig. Denn was da mit umwerfendem Dialog-Witz verhandelt wird, hat ja viel mit Alltags-Abnützung in langjähriger Partnerschaft zu tun.

Das kann banal sein und trotzdem das Zweierglück ultimativ morden. Einmal berichtet Anett etwa davon, wie sie sich eines Abends besonders schön hergerichtet hat für ihn. Er hat damals bloß gefragt: „Hast Du eigentlich bemerkt, dass wir im Bad einen neuen Vorleger haben?“

Wohin die Sache steuert, darf man logischerweise nicht ausplaudern. So viel nur: Die Geschichte geht deutlich besser aus als in der Offenen Zweierbeziehung von Dario Fo. Und die sagenhaften Brillen, die alle vier tragen, mögen rosarot getönt sein. Aber sie haben auch das Potential für einen Scharfblick auf die Fesseln in einer Beziehung – und auf die Möglichkeiten, damit umzugehen. Zum Sprengen reicht's ja doch nicht, weil für alle Beteiligten gilt: „Ich hab mich sooo an ihn/sie gewöhnt.“

Die nächsten Aufführungen: 1., 8., 12. und 25. Oktober – www.off.theater
Bilder: OffTheater / 2ebihara-photography

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014