Was ist's mit diesem Kranichzug
HINTERGRUND / AMATEURTHEATERVERBAND / FESTSPIELE
15/04/21 Sechstausend Kraniche wären es gewesen: Die Jugend-Produktion 1000 Kraniche der Festspiele wäre im Mai auf Tournee geflogen. Nun wurden sie abgesagt oder auf Unbestimmt verschoben – drei Schul-Aufführungen im Salzburg Museum sowie die Gastspiele im Cineteatro Neukirchen, in der Bachschmiede Wals und im Theater Abtenau. Dort trifft es den gesamten JUGENDimproTHEATERTAG.
Von Heidemarie Klabacher
„Der Amateurtheaterverband hat sich schon ganz passabel mit der Situation arrangiert – planen, konzipieren, verschieben, absagen, neu planen – und die Hoffnung nicht aufgeben, dass wir irgendwann unsere Pläne umsetzen können. Diesmal aber tut es besonders weh.“ Veronika Pernthaner-Maeke ist die Geschäftsführerin des Salzburger Amateurtheaterverbandes und die Künstlerische Leiterin des Theaters Abtenau. Dort wird der gesamte JUGENDimproTHEATERTAG, geplant für den Pfingstmontag 24. Mai abgesagt. Samt der abschließenden Aufführung des Jugend-Musiktheaters 1000 Kraniche. Das wäre eines der Gastspiele der Salzburger Festspiele auf der Jugendschiene „Jung& Jeder“ aus dem nachgeholten Jubiläums-Programm 100 Jahre Salzburger Festspiele gewesen. Abgesagt sind auch die Gastspiele im Cineteatro Neukirchen (2.5.) und in der Bachschmiede Wals (9.5.). Ob und wann die drei Aufführungen von 5. bis 7. Mai für Schulklassen im Salzburg Museum stattfinden werden, sei ungewiss, hieß es aus dem Salzburg Museum.
„Man muss Dinge erwarten können“, sagt Charly Rabanser vom Cineteatro auf Nachfrage des DrehPunktKultur. „Es hilft nix, mit dem Schädel gegen die Wand zu schlagen. Ich kann schimpfen, soviel ich will. Aber es tut mir mit den Maßnahmen ja keiner persönlich was zu Fleiß“, sagt der Theatermann. Er wartet ja besonders sehnsüchtig darauf, das Cineteatro, das nun in ein neu gebautes Hotel integriert ist, wieder eröffnen zu können. Aber er wolle auch nicht zum Impf- oder sonstigen Ausweis-Kontrolleur werden: „Ich will veranstalten, wenn es sinnvoll ist.“
Ähnlich stoisch sieht das Veronika Pernthaner-Maeke: „Da Proben im Jugendtheater, wie auch im Amateurtheater, derzeit nicht möglich sind, hatten wir uns entschieden einen Impro-Theatertag für Jugendliche aus Stadt und Land Salzburg anzubieten.“ Dieser Tag sei bis ins Detail durchgeplant gewesen, „mit Sonderbussen vom Bahnhof Golling nach Abtenau und retour“. Auch für Verpflegung war vorgesorgt. Erwartet wurden, verteilt über den ganzen Tag, immerhin zehn Gruppen Jugendlicher. Mittelschule und Theater Abtenau waren reserviert. „Als Abschluss und Höhepunkt des Theatertages sollten alle 140 Beteiligten eine Vorstellung der Salzburger Festspiele im Theater Abtenau sehen“, beschreibt Veronika Pernthaner-Maeke den Tag, der also einmal mehr Vision bleiben muss – samt dem Flug der 1000 Kraniche.„Jetzt müssen die Festspiele diese Vorstellung wegen Covid absagen und der Amateurtheaterverband den JUGENDimproTHEATERTAG verschieben“, bedauert Pernthaner-Maek. Man sei allerdings vorsichtig gewesen und habe – „von unserer eigenen Arbeit abgesehen“ – noch kein Geld in die Vorbereitung investiert. Doch das Bedauern über die unvermeidliche Absage sei groß.
„Wir halten es für unbedingt notwendig, Kindern und Jugendlichen Perspektiven für Theateraufführungen, kulturellen Austausch und Gemeinschaftserlebnisse zu eröffnen“, betont die Regisseurin und Prinzipalin des Theaters Abtenau. „Wir bleiben wir dran und planen weiter.“ Ein neuerTermin für den Jugendtheatertag werde im Herbst gesucht, dem Konzept „Improtheater & Besuch einer außergewöhnlichen Vorstellung“ werde man treu bleiben.
Nun hoffe man, dass der Kindertheatertag Anfang Juli in Bischofshofen und das zehnte Internationalen Festival „Abtenau ist Bühne“ von 30. September bis 3. Oktober stattfinden können. Stimmiges Motto: Kultur überlebt. „Mit weltweiter Reisefreiheit kann man realistischer Weise nicht rechnen“, so Pernthaner-Maeke. Daher könne es auch ein europäisches oder – „falls auch das nicht möglich ist“ – ein österreichisches Festival werden. „Jedenfalls wollen wir mit einem Theatertreffen zeigen Kultur überlebt.“
Fix im Plan seien Kindertheaterwochen des Amateurtheaterverbandes in den Sommerferie; Workshops in Abtenau, Faistenau und Unken seien teilweise schon ausgebucht. „Der Bedarf ist riesig“, betont die Leiterin des Amateurtheaterverbandes. Auch Workshop-Konzepte für Erwachsene im Amateurtheater lägen fix und fertig in den Schubladen „jederzeit bereit, heraus geholt zu werden“.
Das größte Problem der Amateurtheater ist aktuell das Probenverbot, sagt Veronika Pernthaner-Maeke. „Es wäre wichtig, dass sich außerberufliche – so wie berufliche Theater – für die Proben freitesten und/oder freiimpfen können.“ Für Aufführungen im Juli benötigten die Amateurtheater dringend die Probenerlaubnis ab Mai.