Ausbruchsversuch sinnlos
KLEINES THEATER / FETTES SCHWEIN
24/09/20 Yuppie aus Kreativbranche findet ganz ehrlich Gefallen an wirklich fetter junger Dame – knickt aber ein unter Spott und Hohn und sozialem Druck der Community. Das Stück Fettes Schwein von Neil LaBute in einer schnörkellosen Lesart des Theater Ecce in der Regie von Ben Pascal im Kleinen Theater.
Von Heidemarie Klabacher
Dass es nichts werden kann mit den beiden, ist klar. Zu sehr widerspricht die charmante, schlagfertige und sinnliche – aber eben fette – Helena den Körper-Uniformierungs-Vorschriften in Toms Umfeld. Werbeagentur? Kreativbranche? Darauf lassen jedenfalls die Kindsköpfigkeit der Protagonisten schließen, sei es von Toms Kollegen, der Helenas Foto, und damit vor allem Tom, prompt via WhatsApp-Gruppe an den FirmenPranger stellt, oder die Zickigkeit der verzweifelt auf Männerfang befindlichen, wenn auch bodymaß-mäßig mustergültigen Buchhalterin – Toms Exfreundin.
Es sind lauter Proto-Typen, die der amerikanische Dramatiker und Filmemacher Neil LaBute auftreten lässt, reine Menschen-Hülsen, wie sie täglich in den diversen un-sozialen Medien den Menschen vorzugaukeln versuchen, wie Menschen sein sollen. Sogar Helena ist zu einem guten Teil nur Klischee, fett und fröhlich eben. Tom macht sich mit dieser Frau im Schlepptau unmöglich in seinem Umfeld, das Firmenpicknick seine Position unhaltbar... „Ich bin nicht mutig“, lauten seine einzigen mutigen Worte.
Im Kleinen Theater spielen Bina Blumencron, Kristin Henkel, Wolfgang Kandler und Alexander Lughofer. Die Kostüme von Lili Brit Pfeiffer dominiert der gewaltige Fettanzug, der Helena nur die Fortbewegung auf Sesselrollen erlaubt.Die Produktion hatte im Sommer beim Volxommer in Saalfelden/Leogang Premiere.
Das Stück, das nicht wirklich einer Interpretation bedürftig ist, macht eindrücklich deutlich, welchem Druck sich (junge) Menschen unterwerfen, nur um „dazuzugehören“, wie schnell und brutal Ausbruchs-Versuche aus dem Gruppenschema mit sozialer Ächtung betraft werden. Zu verzeichnen ist einiger Hang zum Klamauk (Werbefritzen müssen wohl kindisch sein) bei gleichzeitiger Tendenz zu unfruchtbar in sich kreisenden Beziehungsdebatten. Dabei ermöglicht es die Regie von Ben Pascal, den Protagonisten immer wieder, in stillen Passagen echte – also nicht Instagram-taugliche Sehnsüchte – auszudrücken.
Aufführungen im Kleinen Theater bis 29. Oktober - www.kleinestheater.at
Bilder: Foto Flausen