Und die Moral von der Geschicht...
LANDESTHEATER / SPIELZEIT 2018/19 / SCHAUSPIEL
23/03/18 Sehnen sich Trump, Putin, Orban & Co nach dem „Amoralischen“? Oder doch nur nach der Macht? Ist Macht immer unmoralisch? Oder sehnt sich nur die New York Times nach ihrem Lieblingsfeind im Weißen Haus? Schlummert die „Sehnsucht nach dem Amoralischen“ im interessierten Abonnenten? In uns allen? Unter einem effektvollen Motto folgt ein reizvoller Spiel-Plan für die Saison 2018/19.
Von Heidemarie Klabacher
Machtgierig eröffnet wird die neue Spielzeit im Landestheaters mit „Caligula“ von Albert Camus. Als legendär amoralischer Kaiser wird niemand Geringerer als Ben Becker in der Regie von John von Düffel und Marike Moiteaux auf der Bühne stehen. Mit dem Amoralischen konfrontiert sei auch der Zögerer und Zauderer - und Mehrfachmörder - „Hamlet“, der noch immer Liebe gegenüber seiner Mutter verspürt, obwohl diese für den Tod des Vaters verantwortlich ist. Elfriede Jelineks „Ein Licht im Kasten“ befasst sich mit moralischen Fragen rund um Mode und Körperkult: „Es ist einer ihrer leichteren Texte, aber ein gewohnt undurchschaubares Stück.“
„Das Amoralische, die bewusste Überschreitung dessen, was für den moralischen Konsens gehalten wird, der Verzicht auf das Gemeinsame und Verbindende, scheinen auf dem Vormarsch zu sein“, sagte Intendant Carl Philip von Maldeghem heute Freitag (23.3.) bei der Programmpräsentation zur Spielzeit 2018/19. Besonders die rhetorischen Möglichkeiten der neuen Medien verstärkten solche „einst eher im Verborgenen angelegten Tendenzen“. Das Theater biete den künstlerischen Raum, „alternative Lebensentwürfe, Sehnsüchte und Realitäten durchzuspielen und die neue entstehenden Grenzverschiebungen zu erforschen“. Das geht mit Klassikern, wie Horváths „Geschichten aus dem Wiener Wald“, in denen eine typische weibliche Horwath-Figur unter die Räder männlicher Machtstrukturen komme, oder auch Herman Hesses „Der Steppenwolf“: Ist zwar wieder einmal ein zu dramatisierender Roman – der Eintritt ins Theater „nur für Verrückte“ ist aber verlockend. Das wird die „Land-Premiere“ des Landestheaters im Emailwerk-Seekirchen sein, berichtete die Schauspiel-Verantwotliche, Chefdramaturgin Friederike Bernau.
Ein Roman ist halt auch Dostojewskijs „Die Brüder Karamasow“ – vielleicht aber mit den vielen a- und moralischen Abhandlungen besser geeignet zur Dramatisierung, als manch andere Prosa: Mit diesem Brocken wird Amelie Niermayer, versierte Opern-Regisseurin, ihr Schauspieldebüt geben. Ein „dokumentarisch-sinnliches Theaterereignis erwarte das Publikum mit „Aquarium“ der israelischen Autorin Ronnie Brodetzky: Alte Menschen haben dafür aus ihrem Leben berichtet, ihre Geschichten werden jungen Schauspielern in den Mund gelegt. Kennengelernt habe er, so Carl Philip von Maldeghem, die Produktion in Haifa. Die Landestheater-Fassung wird abe als eigenständiges Stück für Salzburg zur Uraufführung gebracht, erarbeitet von der „Hausautorin“ Lea Mantel. Diese zeichnet auch verantwortlich für die Neuauflage des Autorentheaterfestivals „Freispiel“.
Wie schon in der auslaufenden Spielzeit sieht sich das Landestheater erneut als „eine Bühne für neue dramatische Formate und Texte“. Hauptprogrammpunkte sind dabei die Uraufführung von John von Düffels Harvey-Weinstein-Familiengeschichte „Die schönsten Neurosen unserer Haustiere“, sowie ein Abend mit „Amoralischen Einaktern“ von Hausautorin Lea Mantel und Studierenden der Universität der Künste Berlin. Erneut sind Autorinnen und Autoren aufgerufen, komödiantische Stücke und Szenen für den Komödienwettbewerb „Die Freiheit des Lachens“ einzusenden. Das Gewinnerstück des Vorjahres „papier.waren.pospischil“ kommt zur halbszenischen Leseaufführung.
Mit „Stille Nacht“ meint man es am Makartplatz im Jubiläumsjahr sehr ernst: Neben dem Musical (über das laut Maldeghem derzeit nur zu sagen sei, dass alles nach Plan läuft), kommt als Landestheater Extra in Wagrain ein Stück für Kinder zur Uraufführung, in Auftrag gegeben von der Pongauer Stille Nacht-Gemeinde Wagrain: „Stille Maus und Stille Nacht“ von Felix Huby ist ein Figurentheater in Kooperation mit dem Landestheater. Immerhin gäbe es das Lied nicht, hätte nicht die Maus den Orgelbalg angefressen… Weil es schon ein Phänomen ist: In seiner zehnten Spielzeit geht in den Kammerspielen die Produktion „Homo Faber“ in der Regie von Volkmar Kamm über die Bühne. (Wird fortgesetzt)
Die Spielzeit 2018/19 im Landestheater: www.salzburger-landestheater.at
Bilder: dpk-klaba