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Dorfer geht „zum Europäer“

KABARETT / MOTZART / ALFRED DORFER

28/01/18 Vor anderthalb Jahren, da hat Alfred Dorfer den Schweizer Kabarett-Preis „Cornichon“ bekommen. Der Dank der Schweizer, weil ihnen Dorfer die Unmöglichkeit zum Terrorist-Sein bescheinigte? Nein, das kann's nicht gewesen sein. Das Programm „und...“, mit dem Dorfer das MotzArt Kabarettfestival eröffnete, war damals noch nicht geschrieben.

Von Reinhard Kriechbaum

Wie also ist das mit den Schweizer Nicht-Terroristen? Der arabischen Sprache sagt Dorfer eine „gewisse Grund-Aufgeregtheit“ nach. Aber in Schweizer Mundart... da wirken die wüstesten Drohungen des Mannes im Sprengstoffgürtel geradezu liebenswürdig. Eindeutig Beruf verfehlt!

Aber die großen Bedrohungsszenarien sind eh nicht Thema des Programms „und...“, erstmals in Salzburg zu sehen gewesen am Samstag (27.1.) in der ARGEkultur. Da steht Alfred Dorfer also etwas armselig vor zwei Umzugskartons. Ein Wohnungswechsel steht an, Umzug zur Mutter, die ja immer schon gesagt hat: „Ehefrau ist nur der Zweitwohnsitz.“ Zwei Stunden in der leeren Wohnung – da können einem schon viele Dinge aus dem früheren und derzeitigen Leben einfallen und sauer aufstoßen. Nicht nur die Nachbarin, der man durch die dünnen Wände beim Kuchenbacken zuhören kann. Die Kuchen bringt sie in Asylheime, weiß Dorfer: „Auch ein Beitrag gegen die Migration.“

Sieben Jahre lang hatte Dorfer kein neues Soloprogramm präsentiert, statt dessen eine Dissertation geschrieben und Germanistik-Lehraufträge in Graz wahrgenommen. Der fest in deutscher Hand befindliche Uni-Mittelbau kommt auch vor in „und...“, wie überhaupt sich nicht wenig Zeitgeist angesammelt hat, auf den Dorfer jetzt in der ihm eigenen hinterhältigen Art hinzielt. „Dorfer präsentiert seine philosophischen Betrachtungen auf der Bühne fast beiläufig und federleicht. Ihre volle Wirkung entwickeln seine Kabarett-Programme oft erst ein wenig zeitversetzt – dann aber umso intensiver“ hieß es in der Jurybegründung für den Deutschen Kabarett-Preis 2016.

Die politisch Korrekten haben es Dorfer besonders angetan. Wie er seine Kinder zu mündigen Demokraten erzogen hat, das könnte als Scheidungsgrund durchgehen. Er ist nämlich „zu einem ungünstigen Zeitpunkt Vater geworden“, erfahren wir. Da war schon nicht mehr gerne gesehen, Kinder zu schlagen: „Der direkte Weg zum Erfolg war versperrt.“ Aber ein echter Mann mit Jahrtausenden Evolution in den Genen kommt nicht so leicht ins Hintertreffen. Als solcher ist man schließlich kein Sitzpinkler. Die Aufrechten sind - „trotz zunehmender Domestizierung des Mannes“ nicht kleinzukriegen, das ist sogar gerichtlich bestätigt, doziert Dorfer.

Das mit der Evolution weiß er aus der Hirnforschung, der er auch misstraut, fast sosehr wie der politischen Korrektheit und dem Appetit, den Zeitgenossen gerne „beim Asiaten“ ausleben. Dagegen der aufrechte Alfred Dorfer: „Ich geh zum Europäer!“ Und a propos Ernährung: Gluten und andere Unverträglichkeiten sind ihm absolut unerträglich. Da ist er nicht minder undogmatisch wie in politischen Fragen: „Lassen wir die Links-rechts-Scheiße hinter uns, benutzen wir den Verstand!“ Den kann man ja immer noch auch im Restaurant einsetzen und arglos fragen: „Dürfen Veganer eigentlich Oralsex haben?“

Alfred Dorfer ist mit dem Programm „hier...“ auch in der Sendung „Contra“ heute Sonntag (28.1.) um 19 Uhr in Ö1 zu erleben. – Das MotzArt Kabarettfestival in der ARGEkultur geht weiter am Montag (29.1.) um 20 Uhr mit Gunkl und dauert bis 3. Februar - www.argekultur.at
Bild: ARGEkultur

 

 

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