Unangenehmer Geruch aus Schubladen
HINTERGRUND / JUGENDTHEATERPREIS STELLA
23/10/17 Am Samstag (21.10.) wurden im Salzburger Landestheater die „Stella“-Jugendtheaterpreise vergeben. Es war das erste Mal, dass dieser Wettbewerb im Bundesland Salzburg stattfand.
Leider hat es der einzige nominierte Beitrag, die Schauspielhaus-Produktion „Nichts – was im Leben wichtig ist“, nicht auf die Gewinnerliste geschafft. Aber es ist ja schon eine Ehre, überhaupt nominiert zu werden. „Nichts – was im Leben wichtig ist“, inszeniert von Petra Schönwald, war in den Kategorien „Ausstattung“ und „Herausragende Produktion für Jugendliche“ im Rennen.
„Wie aus dem jugendlichen Kampf um den 'Wert' des eigenen Lebens und der eigenen Zukunft ein blutiges Verletzen-Wollen wird, erschüttert geradezu in der unaufhaltsamen Stringenz der Ereignisse“, schrieb DrehPunktKultur. „Ensemble und Leitungsteam setzen diese mit genau dem richtigen Tempo in einprägsame beängstigende Bilder.“
Die Stella-Juroren sahen das ähnlich und sprachen von einer „ebenso eindrücklichen wie bedrückenden Arbeit“. Eine kleine Provokation – Pierre beschließt, nicht länger zur Schule zu gehen, sondern fortan seine Tage auf einem Baum zu verbringen – wachse sich aus zu einer verstörenden Tragödie aus, wie sie sich wohl keiner der Beteiligten je hätte ausmalen können bzw. wollen. „Die Produktion des Schauspielhauses Salzburg überzeugt mit einer Ensembleleistung, welche die schleichende Zuspitzung der Vorlage eindringlich vermittelt“, begründete die Jury die Nominierung. „Vom lockeren Erzählton am Anfang schraubt sich die Intensität der Inszenierung immer höher“.
Die aberwitzige Geschichte werde „in einem schlichten, aber ästhetisch überzeugenden Bühnenbild“ erzählt. Das hat Ragna Heiny entworfen. Bei Nordeuropa (die Geschichte spielt in Dänemark) „denkt man zuallererst an rotgestrichene Holzhäuser mit weißen Fensterrahmen und drum herum viel Natur. Von alldem ist weit und breit nichts zu sehen und das ist gut so“, argumentierte die Jury. Es wirke, „als würden die Schauspielerinnen und Schauspieler einen verwunschenen Dachboden betreten, an dem Erinnerungen an lange zurückliegende Ereignisse aufbewahrt werden“. Angetan hatten es den Juroren die aufeinander gestapelten Schubladen: „Die Abstraktion der Dinge, die im Laufe des Stücks den Berg aus Bedeutung formen, reiht sich in dieses schlüssige Konzept ein. Wer beim Sich-Erinnern eine Schublade seiner Vergangenheit öffnet, muss damit rechnen, dass ihm mitunter unangenehmer Geruch entgegenweht.“
Die vergebenen Hauptpreise: Als „Herausragende Produktion für Kinder“ wurde „Atlas der abgelegenen Inseln“ gekürt (makemake produktionen in Koproduktion mit dem Vorarlberger Landestheater). Der Preis für die „Herausragende Produktion für Jugendliche“ ging ans Grazer Theater am Ortweinplatz für „Beißen – TaO!“. Nominiert waren Produktionen von dreizehn Theatergruppen aus sechs Bundesländern. Insgesamt hatte die Jury im Vorfeld zwischen September 2016 und Juli 2017 rund 130 Produktionen besucht und bewertet.
Bei der Preisverleihung im Landestheater wurde auch ein „Spot on Salzburg“ mit verschieden Produktionen für Kinder und Jugendliche aus dem Bundesland gezeigt. Jugendtheater wurde im Rahmen von „Stella“ zwischen 17. und 21. Oktober unter anderem auch im Kunsthaus Nexus (Saalfelden) in der ARGEkultur Salzburg, im OFF Theater, im Kleinen Theater und in der Künstlerei Tamsweg gezeigt. (ASSITEJ/dpk)