Jugend mit Handycap
LANDESTHEATER / JUGEND-CLUB / BEING HUMAN
14/03/16 Eine Auszeit von alltäglichen Handywahn können sich Jugendliche ab 13 Jahren beim Tanz-Club des Salzburger Landestheaters nehmen. Ganz los lassen die sozialen Netze mit all ihren Fallstricken aber auch hier die Pubertierenden nicht, wie die aktuelle Performance „Being Human“ belegt, die am Samstag (12.3.) in den Kammerspielen Premiere feierte.
Von Christoph Pichler
Gemeinsam mit der Choreographin und Tänzerin Kate Watson haben sich Lukas Pöckl, Anna-Sophie Pogany, Johanna Klaushofer, Maria Casassas, Kardelen Altan, Siri Malmborg, Louise Dorner und Julian Kroske intensiv mit der modernen Kommunikationskultur und ihren Auswirkungen aufs reale Leben beschäftigt. Entstanden ist dabei eine spannende Tanz-Collage, in der die acht Jugendlichen durchs Minenfeld des Teenagerlebens von heute tänzeln.
Bevor aber auch nur ein Tanzschritt zu sehen ist, klärt eine englische Erzählstimme, wie sie sonst postapokalyptische Filme einleitet, die Besucher über die Ausgangssituation auf: Ein neuer Virus habe die Schulen infiziert und zeitlose Geiseln der Adoleszenz wie Gruppendruck und Unsicherheit auf ein neues, globales Niveau gehoben. Und schon wird das erste Opfer über die Bühne gejagt. Ausgesondert von der Masse wird es bedrängt, gedemütigt oder schlichtweg demonstrativ ignoriert. Wieso, weshalb, warum fragt keiner mehr, aber glücklicherweise gibt es zumindest auf der Bühne Freunde, die mit einer Umarmung für ein Happy End sorgen.
Überhaupt verbreiten die rasch wechselnden Szenen trotz der düsteren Einleitung keineswegs Untergangsstimmung. Ob nun ein „Dancebattle“ zwischen der zarten Ballettelevin und der unterkühlten Breakdancerin ausgetragen wird oder zwei Burschen mit ihren coolen Tanzmoves die Mädels zu beeindrucken versuchen. Ob bei der gemeinsam Gruppenchoreographie oder beim selbstverliebten Posing vor dem eigenen Handy. Am Ende halten alle zusammen und entlassen das Publikum mit einem Appell an die Menschlichkeit und für die Gleichbehandlung aller ins reale Leben.
„Being Human“ gewährt einen spannenden Einblick in die immer komplexer werdende Welt des modernen Jugendlichen, in der das Handy mit all seinen Kommunikationsapps gleichzeitig Fluch und Segen sein kann. Wie bei einer ausgiebigen Surftour durchs Internet begegnen uns in den knapp 50 Minuten Aufführungsdauer die unterschiedlichsten Tanzstile, und auch musikalisch wird ein so breiter Bogen gespannt, dass die Songauswahl einer obskuren YouTube-Playlist entsprungen sein könnte. So reichen sich hier Elektroswing und das Kronos Quartett ebenso die Hände wie der „I love you smile“-Zuckerpop von Shanice und die in eine Piano- und Chorfassung gegossene Schwere von Radioheads „Creep“. Wem das alles nichts sagt, der kann sich ja gerne im Internet darüber schlaumachen. Über Risiken und Nebenwirkungen informiert Sie am besten der nächste Jugendliche, melden Sie sich einfach online bei ihm.