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Punktlandung vom Himmel auf der Erde

GROSSES FESTSPIELHAUS / SHEN YUN

21/04/15 Dem Feldherrn und seiner Armee sind die Pfeile ausgegangen. Man provoziert den Feind mit einer Armada von Booten aus Stroh - die alsbald gespickt mit abertausenden Pfeilen zurück in den Hafen gezogen werden… Die Tänze in der Produktion „Shen Yun“ erzählen Geschichten von Helden und Hofdamen, von Dämonen und Göttern.

Von Heidemarie Klabacher

Seit Wochen schon verteilen freundliche Menschen die türkis-grünen „Shen-Yun“-Folder nach Konzerten und Theatervorstellungen an das aus den Sälen strömende Publikum. Am Montag (20.4.) hatte „Shen Yun“ seine Salzburg-Premiere im Großen Festspielhaus. Der Abend ist, rein choreographisch-tanztechnisch betrachtet, ein Erlebnis. Die technische Perfektion der Tänzerinnen und Tänzer ist faszinierend. Die Tanzperformance wird begleitet, und das ist luxuriös für eine reisende Produktion, von großem Sinfonieorchester ergänzt um chinesisches Instrumentarium.

Wie in den meisten Märchen und Legenden aller Kulturen siegt auch in diesen chinesischen Geschichten das Gute: Ein gewalttätiger Finsterling fordert vom Maler den „Magischen Pinsel“. Die hübsche Dame, die er sich damit in die Lüfte malt, verwandelt sich freilich in einen reißenden Tiger. Der „Diamantfeste Mönch“ wird so lange von den kampfestüchtigen Mitbrüdern verspottet, bis ein Gott ihm ein magisches Fleisch(!)-Gericht anbietet und der Ex-Tolpatsch mit göttlicher Kraft und virtuoser Kampftechnik das Kloster und die Mitbrüder vor einer Räuberbande rettet.

Dass Götter, Dämonen und Drachen in dieser überaus farbenfrohen Produktion direkt vom Himmel herab zu schweben oder sich von unzugänglichen Felsenhöhlen herunter auf die Erde zu stürzen scheinen, ist festspielhaus-breiten digitalen Projektionen zu verdanken. Einen Fan des chinesischen Wuxia-Films – in diesem Filmgenre überschreiten die leichtfüßigen Kämpfer für das Gute immer wieder die Grenzen der Schwerkraft und der Realität – irritiert das nicht. Im Gegenteil. Mit flatternden meterlangen Ärmeln im Fluge gegeneinander kämpfende Heroen – das hat schon was… Und in der „Shen Yun“-Produktion ist die filmreife Präzision und Leichtigkeit in der Koordination von Projektion und Tanz beeindruckend.

Es wird aber nicht nur gekämpft. „Shen Yun“ ist eine Tanz- und keine Martial-Arts oder Kampfkunst-Performance. Die Damen der in den USA beheimateten Compagnie, die in vier Tournee-Ensembles weltweit unterwegs ist, erzählen Tanzgeschichten von Hofdamen und Dorfmädchen. Oder sie kommen als machtvolle Göttinnen mit Gefolge ebenfalls direkt aus dem virtuell-digitalen Himmel.

Sie malen mit ihren überlangen Ärmeln kunstvolle Spiralen und Schnörksel in die Luft. Sie verwenden in einem Mongolischen Tanz ganze Bündel von Ess-Stäbchen als Perkussionsinstrumente. Oder sie erfüllen wie im hinreißenden Tanz „Im Dorf der Hmong“ die Luft mit dem feinen Klirren ihres überreichen Silberschmucks.

Die Tuch-Jonglage – nicht nur einer Solistin, sondern des ganzen Corps – im Tanz „Blüte aus Tüchern“ wäre ein Höhepunkt auch in jeder Nouveau Cirque-Produktion.

„Shen Yun“ – eine weitere Vorstellung Dienstag (21.4.) im Großen Festspielhaus; die nächste Aufführungsserie folgt von 23. bis 24. April im Gran Teatre del Liceuin Barcelona; über die politischen Hintergründe informiert u.a. der das Gastspiel veranstaltende Österreichische Falun Dafa Verein - de.shenyunperformingarts.org

 

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