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Mit „Carmen“ in die Felsenreitschule

LANDESTHEATER / SPIELZEIT 2015/16

17/04/15 Große Übersiedelung: Das Landestheater geht für „Carmen“ in die Felsenreitschule. Und die Tabakarbeiterin Carmen verlässt Spanien. In Südamerika, im Milieu von Drogenkartellen wird der Salzburger Opernchef und Regisseur Andreas Gergen Bizets Oper ansiedeln.

Von Reinhard Kriechbaum

Der Herbst wird arbeitsreich für Andreas Gergen, denn er inszeniert nicht nur „Carmen“ (Premiere 18. Oktober), sondern auch Haydns „Il Mondo della Luna“, die erste Oper der neuen Spielzeit im Salzburger Landestheater (Premiere ist am 20. September). Beide Male dirigiert die neue Opern-Chefin Mirga Gražinytė-Tyla. Als Drittes hat sie sich ein ganz abwegiges Werk vorgenommen, den bisher noch nie szenisch erarbeiteten Einakter „Stormy Interlude“ von Max Brand. Diesen Komponisten kennt man – aber eigentlich auch eher nur theoretisch aus Musikgeschichtsbüchern – für seine Oper „Maschinist Hopkins“. Max Brand ist 1938 ins Exil gegangen und erst ganz spät (1975) in seine österreichische Heimat zurückgekehrt, wo er 1980 gestorben ist.

Weiters 2015/16 auf dem Opernspielplan: „Brokeback Mountain“ von Charles Wuorinen hat Gérard Mortier in Madrid aus der Taufe gehoben, die Aufführung in Salzburg (dirigiert von Adrian Kelly, inszeniert von Jacopo Spirei) wird die Österreichische Erstaufführung sein. Von Rossini kommt „Il Turco in Italia“, auch unter Adrian Kelli (Regie Marco Dott). Das Mozart-Pensum bringt man mit einer Neueinstudierung des „Don Giovanni“ in der Inszenierung von Jacopo Spirei aus dem Jahr 2011 hinter sich. Eine Produktion im Grenzbereich zwischen Oper und Schauspiel wird „Das Salzburger Spiel vom verlorenen Sohn“ in der Kollegienkirche. Hellmuth Matiasek schreibt den Text, Wilfried Hiller die Musik.

An der Musical-Front: „Annie“ von Charles Strouse ist im englischen Sprachraum deutlich bekannter als hierzulande. „The Sound of Music“ wird im Jubiläumsjahr des Werks (50 Jahre) natürlich auch weiter gespielt, diesem Anlass gilt auch eine Jubiläumsgala am 17. Oktober in der Felsenreitschule).

Intendant Carl Philip von Maldeghem macht sich Gedanken über fundamentalistische Verengung und Gewalt. In der europäischen Aufklärung sieht er das historische Mittel, dagegen zu wirken. Inhaltlich sollen Gedanken dazu die nächsten drei Spielzeiten durchziehen. „Das helle Licht der Freiheit“ ist das Thema 2015/16. Mit Freiheitswillen haben natürlich von Carmen bis zur Familie Trapp viele Platz.

Im Schauspiel: Die Spielzeit beginnt am 18. September mit Georg Kreislers „Heute Abend: Lola Blau“ in den Kammerspielen. Dort wird Claus Tröger auch eine Dramatisierung von Marlen Haushofers „Die Wand“ umsetzen. Carl Philip von Maldeghem inszeniert Shakespeares „Romeo und Julia“, Raimuns Orfeo Voigt Raimunds „Alpenkönig und Menschenfeind“. Caroline Ghanipour ist Regisseurin von Büchners „Leonce und Lenas“, Agnessa Nefjodov von Schillers „Wilhelm Tell“.

„Funny Girl“ ist nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Musical. Der multikulturelle Roman von Anthony McCarten handelt in London. Wir haben es mit einer künftigen Entertainerin in Burka zu tun. Die Dramatisierung ist eine Uraufführung, so wie jene des Romans „Der Trafikant“ von Robert Seethaler, der in der Zeit des Nationalsozialismus seinen Ausgang nimmt. „Homo Faber“ und „Spanisch für Anfängerinnen“ werden wiederaufgenommen.

„Mythos Coco“ wird das 50. Handlungsballett von Peter Breuer sein, der in seiner Compagnie sechs neue Tänzerinnen und Tänzer hat. Coco Chanel, die mit Strawinsky und Cocteau befreundet war, biete viele musikalische Anknüpfungspunkte, sagt Breuer. Sein „Nussknacker“ wird wiederaufgenommen, und auf der Probebühne im Rainberg kommt die Uraufführung der Choreographie „Der Sündenfall“ heraus, die Breuer gemeinsam mit seinem Assistenten Alexander Korobko erarbeitet.

Im „Jungen Land“ hat Spartenchefin Astrid Großgasteiger als erstes „Malala“ vor (ein Theatermonolog über die junge pakistanische Freiheitskämpferin). „Arielle, die Meerjungfrau“ von Hans Christian Andersen ist das obligate Weihnachtsmärchen. Eine starke tänzerische Komponente wird die Uraufführung „Der König von Narnia“ (frei nach C.S.Lewis) haben, und eine Kammeroper ist „Die große Wörterfabrik“ von Martin Zels. István Tasnádi ist ein ungarischer Autor, sein „Cyber Cyrano“ zielt auch auf die Schattseiten von Social Media ab.

16,8 Millionen Euro Umsatz macht das Salzburger Landestheater derzeit, von Stadt und Land wird es mit je sechs Millionen Euro subventioniert. Ein sehr hoffnungsfrohes Gesicht macht der Kaufmännische Direktor Torger Erik Nelson: In dieser Saison konnte man 580 neue Abonnenten willkommen heißen (plus acht Prozent), und die bisherige Gesamtauslastung in dieser Spielzeit liegt bei 90,5 Prozent.

Zum Download der Spielzeit-Broschüre 2015/16
www.salzburger-landestheater.at
Sujetfotos: Landestheater / Christina Canaval

 

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