Zwei Marias und dreißig helle Sterne
SALZBURGER ADVENTSINGEN
26/11/14 Josef, wiewohl eigentlich ein Heiliger, braucht heuer nicht monogam zu bleiben. Er hat beim Salzburger Adventsingen, das am Freitag (28.11.) Premiere hat, zwei Marias an seiner Seite. Nicht zugleich, versteht sich, sondern abwechselnd.
Von Reinhard Kriechbaum
Die eine, Simone Vierlinger, ist schon seit 2008 an der Seite von Bernhard Teufl auf Herbergssuche. Da die Sängerin aber vor drei Monaten Mutter geworden ist, gibt es diesmal eine Zweitbesetzung. Eva Schinwald heißt die Mozarteums-Studentin. Mit sechs weiteren Bewerberinnen hat sie sich in einem Vorsingen messen müssen. Auch das sei neu, erzählt Herbert Böck, der wieder die musikalische Leitung innehat. Für die Partie des Engels hat es ebenfalls ein Vorsingen gegeben.
Herbert Böck hat diesmal einige neue Ensembles im Team, den „Salzburger Viergesang“ und die „Perlseer Dirndln“, die aus Bayern kommen. Beide Gruppen singen nicht nur, sondern begleiten sich auch selbst auf Instrumenten. Weil die Verbindung aus Volksmusik und neu komponierten Stücken eng ist, haben auch diese Gruppen besondere Herausforderungen. „Bis zuletzt haben die Perlseer Dirndl mit den Fingern geschnipst, um die Triolen präzis zu singen“, plaudert Herbert Böck aus der Schule. Sie kommen ja von der Volksmusik, und da herrsche eben „eine andere Vorstellung von Rhythmus als in der Klassik“.
Klemens Vereno hat diesmal die neuen Stücke und die musikalischen Verbindungen hin zur Volksmusik komponiert. „Von einer Stimmung in die andere zu führen, das ist für einen Komponisten immer reizvoll“, sagt er.
„Der Sterngucker“ heißt das Stück heuer, dessen Text Hans Köhl geschrieben hat. Die (weltliche) Hauptrolle übernimmt Alf Beinell. Man kennt ihn aus TV-Serien, vom Kaisermühlen Blues bis zu Schlosshotel Orth und „Vier Frauen und ein Todesfall“. Aber es ist schon eine Zeitlang her, eigentlich habe er der Schauspielerei schon Adieu gesagt, erzählt der 75jährige. Aber seine Kollegin Julia Gschnitzer (die ja auch schon im Adventsingen mitgewirkt hat) habe ihn vorigen Sommer überredet, mitzutun. Nun ist er also der Sterngucker Kaspar, der beim Blick durchs Fernrohr auch eine gute Portion Weltsicht gewinnt. Davon erzählt er den beiden ihn begleitenden Kindern Franzl und Liserl. Da schlüpfen also zwei aus der Schar der Hirtenkinder auch in Hauptrollen. Anna Neumayr und Valentin Nagl heißen die beiden.
LED machts möglich: Bühnenbildner Dietmar Solt wird dreißig Sterne von der Decke baumeln lassen, damit dem Sterngucker und hoffentlich auch dem Publikum ein weihnachtliches Licht aufgeht. Derweil hängen freilich noch Mikrophone an den Schnüren, denn die Aufnahmetechniker haben in diesen Tagen alle Hände voll zu tun: Es ist der Brauch, dass das aktuelle Adventsingen ja schon am ersten Wochenende wohlfeil auf CD zu haben ist. Etwas mehr Ruhe hatte man bei der Produktion der neuen CD „Himmlische Ruh“ (Edition Servus laut & leise) mit den „schönsten Liedern und Weisen vom Salzburger Adventsingen“. Da ist auch ein Stück drauf, das im „echten“ Adventsingen ein absolutes No Go ist: das „Stille Nacht“.
Im Detail erzählt man beim Salzburger Adventsingen die immer gleiche Geschichte in Varianten und mit anderen Akzentuierungen. Heuer haben die Tresterer der Alpinia, neuerdings UNESCO-Weltkulturerbe, einen Auftritt. Caroline Richards ist die Regisseurin.