Mit dem Hammer in der Hand
TANZ HOUSE FESTIVAL 2012
15/10/12 Die einen kämpfen um die Aufmerksamkeit des Publikums – mit allen Mitteln. Die anderen erzählen unsichtbare Geschichten. Wieder andere machen ihren Körper zum Material der Performance und „tanzen“ an der Grenze zum Schmerz.
Von Heidemarie Klabacher
„smash_break_glue" ist das Motto des tanz_house festivals 2012 – also „zerschmettern, brechen, zusammenkleben“. 15 verschiedene Produktionen an sechs verschiedenen Spielstätten stehen von 16. bis 27. Oktober auf dem Programm. Angesagt ist „zerstückeln, zerschmettern, abreißen, dekonstruieren, unterbrechen, etwas zerschlagen und den Boden kehren für Veränderung.“ Dabei wolle man durchaus „Den Hammer in die Hand nehmen“ – und gängige Muster zerschlagen, Julia Schwarzbach, die zusammen mit Helene Weinzierl das tanz_house festivals 2012 kuratiert.
Die Performance „democrazy“ der Salzburger Choreografin Helene Weinzierl und ihrer Kompanie cieLaroque will dem Thema „Entscheidungsfreiheit“ nachspüren, „im Umfeld von Demokratie, Freiheit und Spaßgesellschaft“: „Vier Protagonisten kämpfen mit allen Mitteln um die Aufmerksamkeit des Publikums“, beschrieb Helene Weinzierl am Montag (8..10.) beim Pressegespräch in der ARGE die neue Perfomance: „Es geht um Machtspiele.“ Formal versuche sie in ihren Choreografien „aus alltäglichen Bewegungen Abstrakte Formen zu entwickeln“.
Die Editta Braun Company präsentiert „planet Luvos“: Das Stück bilde - nach „König Artus“ und „Schluss mit Kunst“ den Abschluss ihrer Trilogie zur Auslöschung der Menschheit, so Editta Braun. „planet Luvos“ sei für ihre Verhältnisse ein sehr positives Stück. Immerhin wird nicht alles Leben ausgelöscht: Geheimnisvolle Wesen bevölkern die Meere. „Wie kann man aus menschlichen Körpern andere Wesen schaffen“, ist eine der tanz-technischen Ausgangsfragen. Die Performance „sei eine Weiterentwicklung des Stückes ‚Luvos vol. 2’, mit dem die Editta Braun Company seit der Uraufführung 2001 bereits in 15 Ländern und 27 Städten gastiert habe, so die künstlerische Leiterin. Premiere von Planet Luvos war bereits am 27. September beim Brucknerfest in Linz. Dank dieses Kooperationspartners sei Planet Luvos „für heutige Verhältnisse eine Riesenproduktion mit sieben Tänzerinnen und Tänzern“ geworden.
Tomaz Simatovi? fragt mit seiner Performance „The Entertainer“ nach Sinn, Unsinn und tieferem Sinn von „Unterhaltung“. Vier Solisten machen ihren Körper zum „Material“ und agierten „an der Grenze zum Schmerz“. Gleich mit mehreren Produktionen ist das SEAD beim tanz_house festival 2012 vertreten.
Zwei Stücke steuern Hubert Lepka und Lawine Torrène bei: Es seien keine „reinen Tanzstücke“, so Hubert Lepka. „Es ist uns egal, mit welchen Mitteln wir eine Geschichte erzählen.“ Wo es etwa um Wissenschaft geht, bediene man sich der Sprache, wo es um Licht und Bilder geht, bediene man sich des Mediums Film. Dem Tanz wolle man lassen, „was der Tanz gut kann“. „Pilgrim“ heißt die Produktion die im Burghof der Festung Hohensalzburg stattfinden wird. Da geht es um frühe Mehrstimmigkeit in der Musik ebenso, wie um die „Erfindung der Romantischen Liebe“. Abstrakter ist die Produktion „Frutiger“. So heißt eine Schrift in der Typograpfie, erfunden hat sie Adrian Frutiger. Dass eine Schrift weder Attentate wie München 1972, noch den Abriss der Gebäude in der Akademiestraße (oder den Untergang der Welt) verhindern kann ist Thema dieser Freiluft-Performance in der Akademiestraße.