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Advent-Adel

HINTERGRUND / SALZBURGER HIRTENADVENT

01/12/22 Das Salzburger Adventsingen ist eine Sache, der Salzburger HirtenAdvent eine ganz andere. Wem bei den szenischen Oratorien im Großen Festspielhaus das Intime, vielleicht auch die Reiser- und Waggerl-Tradition zu kurz zu kommen scheinen, dem kann im Haus gegenüber, in der Großen Aula, geholfen werden. Morgen Freitag (2. Dezember) ist dort Premiere.

Von Reinhard Kriechbaum

Zu Adelsdynastien gehört, dass man auf die Erbfolge achtet. Das gilt auch für den Salzburger Advent-Adel, zu dem Josef Radauer, der Leiter des Salzburger HirtenAdvent ohne Zweifel rechnet. Schon als Kind spielte er den „Ersten Hirten“, eine Rolle, in der bereits sein Onkel in den 1950er Jahren aufgetreten ist. Danach zogen Sepp Radauers älterer Bruder und nun sein Neffe Florian Lederhose und Walkjanker an.

Tobi und Tobias Reiser haben sich für ihre Adventsingen charismatische Figuren ausgedacht, natur- und traditionsverbundene Menschen am Rand der Gesellschaft, deshalb besonders hellhörig für die weihnachtliche Botschaft. In dieser Tradition steht heuer der arme Straßenmusikant Scholi, der zum Leidwesen der Kinder vom Weihnachtsmarkt weggewiesen und später von den Hirten aufgenommen wird. Er ist es dann, der hilft, für die Aufwartung beim Stall das richtige Lied auszusuchen und einzustudieren.

Thomas Schallaböck spielt den Scholi, der auf den Musikanten Ferdinand Joly (1765–1823) zurückgeht. Der hat als Kind dem Salzburger Kapellhaus, also den erzbischöflichen Chorknaben angehört. Aus nicht näher bekannten Gründen musste er Salzburg verlassen, um sich in der Folge als fahrender Musikant mehr schlecht als recht seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Joly, der noch auf seinem Grabkreuz als „Student“ bezeichnet wurde, schrieb Bauernkomödien und Hirtenspiele, Spottlieder, aber auch Toten- und Kirchenlieder. Etwa zwanzig Volksschauspiele aus seiner Feder sind erhalten und publiziert. „Ich bin mir sicher, dass Tobi und Tobias Reiser mit diesem sagenumwobenen Musiker, der in der Mozartzeit im Salzburg-bayerischen Grenzgebiet unterwegs war, ihre Freude gehabt hätten“, sagt Josef Radauer.

Man erinnert heuer an Wilhelm Keller (1920-2008). Dessen Liedkantaten, in denen immer auch der archaische Ton seines Lehrmeisters Carl Orff mitschwang, haben über Jahre die musikalische Gestalt des Adventsingens mitbestimmt. Damals noch im Großen Festspielhaus. Vom Salzburger Adventsingen verabschiedeten sich Josef Radauer und das Reiser-Ensemble vor fünfzehn Jahren im Streit, seither spielt man in der Großen Aula.

„Die heurige Konzeption befasst sich mit der 75-jährigen Adventsing-Tradition in Salzburg und die neue Handlung bietet Gelegenheit für ein Wiedersehen und -hören mit vielen altbekannten Adventsingklassikern“, erklärt Radauer. „Die Geschichte stellt dabei die Neugierde der Hirtenkinder in den Vordergrund. Gemeinsam erkunden sie den Salzburger Christkindlmarkt, lassen sich von Turmbläsern, Zuckerwatte und einem ganz besonderen Musikanten verzaubern und finden sich schließlich in der Wohnung ihrer betagten Tante Julie ein, die es schafft, die Kinder mit Erzählungen von Adventsingen früherer Jahre zu begeistern.“

Für diese Rolle hat man Susanna Szameit engagiert, die lange dem Ensemble des Salzburger Landestheaters angehörte. Madeleine Schweighofer und Ernst Meixner sind Maria und Josef. Es singen und musizieren der Salzburger Dreigesang, der Ruperti Viergesang, der Salzburger HirtenAdvent-Chor, das Radauer Ensemble und die Pongauer Bläser. Die rund zwanzig Hirtenkinder im Alter von 4 bis 16 Jahren hat Elisabeth Radauer auf ihre Rollen vorbereitet: Stubenhocker, Hirtensänger, kleiner und großer Hirt, „Schafibauer“, Pinzgauerin und ihre „gschnappige“ Schwester.

Eine jeweils aktuelle CD und ein Buch mit den Hirtenliedern gehören zum üblichen Merchandising, die heurigen Neuerscheinungen heißen „Jodl sing, Maxl spring“. Ein weiteres Liederbuch enthält gleich sechzig der schönsten Hirtenlieder. Neu ist das Salzburger Hirtenspiel als Brettspiel. Eine hölzerne Box beherbergt acht aus Holz gedrechselte Hirten. Über 24 Spielfelder gelangen sie mit einigen Hindernissen zum Stall mit Krippe. Ebenfalls neu ist das Salzburger Hirtenspielbuch, das auch etwas über die Geschichte des HirtenAdvent verrät.

Salzburger HirtenAdvent von 2. bis 11. Dezember in der Großen Aula. Am 4. und 11.12. gibt es Vormittags-Vorstellungen, am 9.12. den HirtenAdvent für Kinder – www.hirtenadvent.at
Bilder: Salzburger HirtenAdvent / Albert Moser

 

 

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