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Avocado im Liebesrausch

KAMMEROPER SALZBURG / IMPROV NIGHT

18/02/22 Zwerge? Riesen? Liebestod oder Liebesglück? Oder doch lieber Drillbohrer? Endlich mal selber entscheiden, was in der Oper passieren soll! Das Publikum wünscht, die Kammeroper Salzburg spielt – und lädt zur Improv Night. „Binnen zwei Minuten muss Szene und Musik entwickelt werden.“ Dann wird auch mal ein Gemüseregal zum Venusberg.

Von Heidemarie Klabacher

„Es gibt keine geprobten Texte oder Arien, alles entsteht aus dem Moment heraus vor den Augen des Publikums.“ Gordon Safari und das Ensemble BachWerkVokal, die hinter der Kammeroper Salzburg stehen, haben schon mit Opernprojekten weit weg vom Mainstream auf sich aufmerksam gemacht. Erinnert sei nur an die fulminante, der Pandemie geschuldete und dabei weit über eine digitale Notlösung hinausgewachsene Internet-Oper Tag 47. Der aktuelle Streich nun also zwei Abende Improv Night im Living Room Salzburg in der Bayerhamerstraße.

„Wir improvisieren Opernszenen vor Ihren Augen und Ohren live aus dem Moment heraus ohne Libretto und Partitur nach Vorgaben von Ihnen“, heißt es vollmundig auf der Website. Aber stimmt das auch? Kommt die Musik wirklich aus dem Nichts? Keine Motive vorbereitet, Versatzstücke, Schwindelzettel?

Er habe die Mitwirkenden, zwei Sängerinnen, zwei Sänger, vier Instrumentalisten, so ausgewählt, „dass ich einschätzen konnte, dass sie einen persönlichen Hintergrund und reiche Erfahrung mit Improvisation in verschiedenen Stilrichtungen haben“, erzählt Gordon Safari, der musikalische Leiter, auf Nachfrage des DrehPunktKultur. Das Ensemble mit Violine/E-Geige, Trompete, Synthesizer und Percussion stehe allein schon klanglich für einen breiten Stilmix, „Überraschung garantiert“, so Gordon Safari.

Wirklich nichts vor-komponiert? „Die kurzen Versuche, vorab musikalisches Material zu entwickeln, scheiterten an einer Verkopfung, die beim Improvisieren gestört hat.“ Statt Versatzstücke zu verwenden, gelte es vielmehr, „aufeinander zu hören, mit dem zu experimentieren, was wir geprobt haben und zu spüren, wann es etwa sinnvoll ist, eine Szene zu beenden und in eine andere überzuführen“, schildert Gordon Safari die Herausforderung. „Auch dirigieren bekommt dabei eine immer andere Dimension.“

Aber was wurde dann tatsächlich geprobt? Wie bereitet man sich vor, wenn man bewusst nichts vorbereiten will? „Wie wir proben? Wir probten quasi Spontanität.“ Man habe sich „drei Tage Zeit genommen, um Werkzeuge zu entwickeln, zu lernen einander zu vertrauen, zu üben, eine Geschichte im Verlauf erfinden“. Und dies anhand in den Raum geworfener Begriffe, wie es auch bei den beiden Aufführungen vor Publikum der Fall sein werde. „Binnen zwei Minuten muss Szene und Musik entwickelt werden.“

Ein Beispiel aus der Probe heute Freitag (18.2.) vormittags: Gebirgswanderung in den Ural. Das Ergebnis: „Eine vollkommen absurde aber spektakuläre Story: Die Entführung der letzten Schildkröte nach Europa, um sie dort wieder heimisch zu machen.“ Gordon Safari: „Wir beobachten in den letzten drei Tagen, dass sich die Kreativität in unserem Probenlokal exponentiell steigert.“

Die Proben-Begriffe kämen teils von ihm selber, so Safari, teil aus dem Zufallsgenerator. Tennisplatz. Tatort. Kartoffelanbau. Zum Begriff Avocado habe sich ein ausgewachsenes Liebesdrama in einem Gemüseregal im Supermarkt entwickelt. Ananas liebt Avocado Banane sieht rot...

Improv Night im Living Room Salzburg in der Bayerhamerstraße 18 - am Samstag (19.2.) um 19 Uhr und am Sonntag (20.2.) um 11 Uhr - www.kammeropersalzburg.com
Bilder: Kammeroper Salzburg-dpk-klaba

 

 

 

 

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