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Maria macht keinen Stich

HINTERGRUND / ADVENTSINGEN

13/09/21 Die Sache ließe sich journalistisch weidlich ausschlachten: Die herbergssuchende heilige Familie auf der Bühne, und eine – tatsächlich wieder einmal schwangere – Darstellerin der Maria, für die beim Salzburger Adventsingen die Türen heuer zu bleiben.

Von Reinhard Kriechbaum

„Das Salzburger Heimatwerk will Maria 2021 nur geimpft“, sagt Simone Vierlinger, die seit elf Jahren die weibliche Hauptrolle im Salzburger Adventsingen gestaltet. „Da kann ich nicht mitspielen: Mein Mann und ich erwarten unser viertes Kind. Für Schwangere ist die Corona-Vakzine nicht einmal zugelassen, es handelt sich nach wie vor um einen Off-Label-Use.“

Sie ist in der siebzehnten Woche, „im Advent wäre sie im siebenten Monat“, sagt dazu Adventsingen-Leiter Hans Köhl. „Wer übernimmt die Verantwortung, wenn sie sich infiziert oder gar sie selbst als Superspreaderin die anderen Mitwirkenden infiziert?“

„Selbstverständlich habe ich dem Veranstalter jetzt auch angeboten, regelmäßig einen PCR-Test zu machen“, so Simone Vierlinger. „Der Corona-Stufenplan der Bundesregierung würde das ermöglichen – die Sitzplätze beim Adventsingen sind zugewiesen.“ Hans Köhl hingegen setzt auf Sicherheit, er rechnet mit einer Verschärfung der Situation. „Für alle Sänger und Blechbläser werden wir deshalb die 2G-Regel anwenden“, sagt Köhl.

Seit 2008 ist Simone Vierlinger beim Adventsingen dabei: zuerst ein Jahr als Verkündigungs-Engel, dann als Maria. „Meine Impf-Entscheidung ist mir nicht leichtgefallen: Die Botschaft von Weihnachten wiegt dieses Jahr mehr denn je, überall sehnen sich die Menschen nach Geborgenheit.“ Das Publikum werde ihr fehlen. „Gleichzeitig bin ich verantwortlich für das Kind im Bauch, die Impfstoffe bieten keine gesicherten Langzeitdaten.“

Rechtlich ist die Sache für Hans Köhl eindeutig: „Simone Vierlinger hatte noch gar keinen Künstlervertrag für heuer.“ Freilich: Ihre Auftritte als Maria waren so gut wie ausgemachte Sache, sie stand auf der Website unter den Ausführenden. Dort ist ihr Name unterdessen verschwunden.

Fürchte dich nicht heißt die geplante Adventsingen-Produktion, die schon im Vorjahr Premiere hätte haben sollen. Aber da gab es im Dezember ja keine Kulturveranstaltungen. Fürchten ist für Hans Köhl keine Kategorie, für ihn steht wirtschaftlich einiges auf dem Spiel. Eine kurzfristige Absage auf Grund einer akuten Covid-Erkrankung im Ensemble wäre für den Veranstalter, das Salzburger Heimatwerk, ruinös.

Das Salzburger Adventsingen 2021 hat am 26. Novembrer im Großen Festspielhaus Premiere – www.salzburgeradventsingen.at
Bilder: dpk-krie

 

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