asdf
 

Ein bunter Jahrmarkt der Gefühle

UNIVERSITÄT MOZARTEUM / MIDSUMMER NIGHT'S DREAM

22/06/18 Passend zur Mittsommernacht am 24. Juni steht Benjamin Brittens Oper „A Midsummer Night’s Dream“ im Großen Studio der Universität Mozarteum am Programm. Die Premiere am schwülen Abend des 21. war ein rauschender Erfolg. Vor allem musikalisch ist die Produktion ein reines Vergnügen, doch auch die Szene bietet Ansehnliches.

Von Gottfried Franz Kasparek

Brittens Shakespeare-Komödie, textlich ganz nahe am Original und mit Witz und Geschick verknappt, wird mit teilweise überbordender Phantasie gespielt. Charlina Lucas und Amelie Ottmann kommen in ihrem Bühnenbild ohne Wald aus. Die Natur spielt als wellige Wiesenfläche mit, doch im Zentrum steht ein wahrer Jahrmarkt der Gefühle. Da gibt es ein saurierartiges Schaukelpferd, Luftballons, bewegliche Karussellsessel, ein buntes Rad des Lebens und einen putzigen Teddybären. Als Motto dient ein Stern mit Eselskopf und Lämpchen. Ein blinder Zerrspiegel dominiert die Bühne. Die Elfenwelt erscheint als „Virtual Reality“ und kommt fast ohne Romantik aus.

Alles ist in Bewegung. Dazu passen die farbenfrohen Kostüme von Egon Stocchi zwischen einem weißen Hochzeitskleid für Hippolyta. britische Farben und Karos zitierender Handwerkerkluft und einer schrägen Transvestitenkleidung für den Transgender-Elfenkönig Oberon.

Die Bühnentechnik und die atmosphärische Lichtregie spielen alle Stückerln einer verrückten Sommernacht. Regisseurin Karoline Gruber setzt auf oft deftige erotische Verwirrspiele zwischen den Geschlechtern und auf das Aufbrechen von traditionellen Mann-Frau-Rollenklischees, was bei Shakespeare und Britten ja ohnehin angelegt ist. Schließlich streiten Oberon und Titania um einen Lustknaben. Wieder einmal ist die tanzende, hüpfende, springende Spielfreude des jungen Ensembles bewundernswert. Mitunter wird es sehr turbulent. Selten, aber doch, entstehen poetische Bilder. Manches wirkt denn doch aufgesetzt. Handwerksmeister Bottom muss zum Beispiel als Pyramus Elvis Presley spielen, was Lacher bringt, aber weder zur Situation passt noch zur Musik, die in dieser Szene lustvoll die italienische Oper parodiert. Sei’s drum, das tolle Treiben macht allen Mitwirkenden sichtlich Spaß. Und sorgt auch im Publikum für Vergnügen.

Im Graben sitzt ein Orchester von Studierenden. Wenn man das nicht wüsste, würde man es glatt für, sagen wir mal das London Symphony Orchestra halten. So tonschön, witzig und spritzig, so transparent und mit rhythmisch perfektem Elan interpretieren die jungen Leute die herrlich aufgefächerte Partitur mit all ihren feinen Anspielungen, sensiblen Untertönen und klanglichen Raffinessen. Und dies ist auch das Verdienst des erzmusikalischen Dirigenten Kai Röhrig, dessen Souveränität und Gestaltungskraft man manchem Opernhaus wünschen würde. Kai Röhrig hält Orchester und Bühne über alles Gerenne hinweg glorios zusammen, schürft aufs Feinste in die Tiefen von Brittens betörender Klangsprache und vergisst nicht auf die darin enthaltenen, genial dosierten Schärfen. Nach viel diffiziler Kleinarbeit im ersten findet er, sozusagen gemeinsam mit Britten, im zweiten Teil exakt die richtige Spannung zwischen „Scherz, Satire, Ironie und tieferer Bedeutung“.

Die Sängerinnen und Sänger, samt zwei Schauspielern in diesem Ensemblestück par excellence fast zwei Dutzend, hier alle aufzuzählen, sprengt den Raum. Sie sind alle mit Feuereifer, beachtlichem darstellerischem Können und frischen jungen Stimmen am Werk. Ein paar seien doch genannt: der türkische Countertenor Tolga Siner als wundersam zwischen Männlein und Weiblein schwebender Oberon, Karina Benalcazar als seine burschikose Titania, die furios agierende Mariya Taniguchi als sopranhelle Helena, der in seinem Ernst hinreißend komische Felix Mischitz als Bottom, Mittelpunkt der Buffo-Truppe der Handwerker, der schlaksig-akrobatische Augustin Groz in der Sprechrolle des Puck, der elegante Bariton Clemens Joswig als Salon-Theseus… sie und alle andern: Vor den Vorhang!

Weitere Vorstellungen: Samstag (23.6.) 17 Uhr und Montag (25.6.) 19 Uhr mit teilweise alternativer Besetzung – www.uni-mozarteum.at
Bilder:UniMoz/Christian Schneider

 

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014