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Gute Absicht, gute Aufführung

LANDESTHEATER / FLÜCHTLING

28/05/18 Eine „Oper in Form eines optimistischen und tröstlichen Märchens“ nennt der italienische Komponist Lucio Gregoretti sein Stück „Flüchtling“, welches am 26. Mai im Landestheater zur österreichischen Erstaufführung gelangte. Es war knapp eine Stunde gut gemachte Kinderoper, womit hauptsächlich die Ausführenden gemeint sind.

Von Gottfried Franz Kasparek

Das Märchen beginnt wie eine Operette. Zwar lotst am Beginn die couragierte Marie die aus dem Flüchtlingslager befreite, engelhafte Djamila in die Schule, aber dann leert ein lehrendes Paar seine Beziehungskiste aus, was zu einem veritablen Operetten-Liebesduett führt. Es folgen, frei nach Nestroy, „die schlimmen Buben und Mädchen in der Schule“. Alle sind schon in Ferienstimmung, nur nicht Noémie, die Streberin mit Migrationshintergrund. Endlich erscheint Marie mit ihrem Schützling. Djamila singt eine berührende Szene. Noémie fragt sie, warum sie nicht zu Hause geblieben ist, macht aber alles wieder gut, denn sie leidet selber im fremden Land. Der steifleinerne Direktor kommt und fürchtet einen nicht auftretenden Kommissar, der die entwichene Djamila sucht. Als Ausweg wird die Adoption gewählt, und weil eine Schulklasse nicht Eltern spielen kann, gründen Lehrerin und Lehrer flugs eine Familie. Ende gut, alles gut.

Die humane Botschaft des Stücks ist aller Ehren wert und wichtig. Leider bleibt die Dramaturgie flach und der Text platt. Der ganzen Geschichte ist eine gewisse Naivität nicht abzusprechen. Noch dazu ist das italienische Original des französischen Autors Daniel Goldenberg eher hölzern und mit vielen falschen Wortbetonungen ins Deutsche übersetzt. Das Mozarteumorchester bemüht sich, unter der Leitung von Wolfgang Götz, in einer Art Käfig auf der Hinterbühne um die eklektische, meist nähmaschinenartig ratternde, mitunter musicalhafte Musik. Eine artifizielle Klangkulisse ist dies, noch dazu oft schwer hörbar. Das hat natürlich den Vorteil, dass diesmal keine Mikroports zugange sind und die Stimmen der jungen Leute klar über die vorgezogene Rampe kommen.

Das Produktionsteam macht das Beste aus dem mittelmäßigen Stück. Christina Piegger hat frisch und flott inszeniert, alle von Wolfgang Götz perfekt einstudierten Kinder und Jugendlichen vom „Salzburger Festspiele und Theater Kinderchor“ agieren herzerfrischend natürlich und singen mit Furore. In der Premiere war Maria Straßl eine innige, in all ihrer Jugend charismatische Djamila. Franziska Stebler (Marie) und Clara Stein (Noémie) stellten ebenfalls stimmige Figuren auf die Bühne. Auch die Buben-Solisten Benjamin Aster und Leonhard Radauer sind schon vife Singschauspieler.

Thomas Pekny sorgte für eine atmosphärische Bühnenlandschaft mit fahrbaren Gitterkästen, Alois Dollhäubl für die kleidsamen Kostüme. Die lehrenden Liebenden sind mit Tamara Ivaniš mit hellem Sopran und Gürkan Gider mit leichtem Spieltenor auch darstellerisch gut besetzt. Elliott Carlton Hines hat als witziger Direktor das Herz dann doch am rechten Fleck und die Lacher auf seiner Seite. Wieder einmal erfreut seine sonore Baritonstimme.

Herzlicher Applaus für alle Mitwirkenden. Der große Jubel für die anwesenden Autoren wollte sich nach der Premiere am Freitag (25.5.) nicht einstellen.

Aufführungen bis 8. Juni – www.salzburger-landestheater.at
Bilder: Salzburger Landestheater / Anna-Maria Löffelberger

 

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