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Fassadenlauf im Ballgewitter

WINTERFEST / FLIP FABRIQUE / ATTRAPE MOI

29/11/17 Eine Schachtel Cornflakes in den zweiten Stock oder auf die Dachterrasse bringen? Kein Problem. Man öffne die Fenster, stelle ein Trampolin vor dem Haus auf, lasse sich hineinfallen und laufe mit dem so gewonnen Schwung die Fassade hinauf. Ganz einfach und locker.

Von Heidemarie Klabacher

Das Winterfest 2017 feierte mit der kanadischen Truppe „Flip FabriQue“ am Dienstag (28.11.) im Volksgarten seine schwungvolle Premiere. „Attrape Moi“ heißt die Produktion. Das Wiedersehen alter Freunde in einem Wochenendhaus ist der Erzählrahmen, in dem die sechs jungen Kanadier Boden-Luftakrobatik zum Staunen entfalten.

Mit viel Temperament und noch mehr Schwung wird gespielt und geblödelt und in Erinnerungen geschwelgt. Fast beiläufig wird aus dem lautstarken Gerangel und Geschubse da eine atemberaubende Bodenakrobatik, dort eine Jonglage mit Bällen oder Keulen oder Diabolos, die wie durch Zauberei in der Luft schweben zu scheinen. Dass drei Diabolos von einem Artisten mit einer Schnur in Schwung und in der Luft gehalten werden können, grenzt an Zauberei. Jongliert wird mit allem, was rund ist. Sitz- oder Tennisball. Der eine Artist dribbelt mit ausgestreckten Armen locker zahlreiche Tennisbälle auf den Boden. Der zweite duckt sich, macht sich klein und trippelt unter den Armen des anderen durch – selber zahlreiche Bälle dribbelnd. Ballgewitter. Mit den Gymnastikbällen geht das so nicht. Dafür kann man sich mit ausreichend Schwung auf diese hechten, wie auf eine Rutschbahn…

Es sind zahlreiche kleine, oft viel zu rasch vorüberhuschende Details, die den Witz und den Zauber von „Attrape moi“ ausmachen. Der ganz normale Übermut junger Leute kann schon mal dazu führen, dass beim morgendlichen Aufräumen des Matratzenlagers ein Kopfsprung in einen Schlafsack und eine kurze Ulk-Nummer gemacht wird.

Wenn die Gruppe freilich im Fotoalbum der Erinnerung blättert, werden auch die jüngsten Leute ein wenig sentimental. Angeschaut wird das Fotoalbum ausgerechnet im Zuge einer Strapaten-Nummer.

Da hängen also zwei schmale Gurte von der Decke. Diese wickelt sich der Artist um die Handgelenke – und turnt, rollt, rotiert im nächsten Augenblick in die Lüfte. Pure Muskelkraft verwandelt sich in Leichtigkeit und Schwerelosigkeit. Die Gurten in der Strapaten Nummer von „Flip FabriQue“ werden zudem von einem Helfer langsam auf und ab bewegt. Das verstärkt den Eindruck vom Fliegen. Und der Artist kann im Sinkflug immer wieder einen Blick in besagtes Fotoalbum werfen. Oder er nimmt es gar mit in die Lüfte, während er mit nur einem Arm sich sich in den Gurt wickelnd, um sich selbst rotiert.

Ebenfalls gegen alle Gesetz der Schwerkraft ist die poetische Nummer der einzigen Akrobatin von „Flip FabriQue“ mit schier unzähligen Hula Houp-Reifen. Schwungvoller Höhepunkt zum Schluss ist sind die trampolin-gestützten Fassadenläufe hinauf auf die „Dachterrasse“ des Häuschens oder hinein in seine geöffneten Fenster. – Ein vielversprechender Auftakt zum Winterfest 2017.

www.winterfest.at
Bilder: Winterfest/Erika Mayer (2); Marc Gavin Presse (1)

 

 

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