Kanibalen, Elfe, Feuersbrunst
KAMMERSPIELE / DER ZAUBERLEHRLING
03/03/17 Lieb, das zarte rote Flämmchen, aber heiß. Bald geht es noch viel heißer her... Frösche und Kannibalen zaubern die Zauberlehrlinge aus dem Kessel heraus. Die lebendig gewordene Puppe ist hinter den Burschen her. Und nicht einmal die kräftigen Haustechniker bringen die wankenden Bücherregale zum Stehen.
Von Heidemarie Klabacher
Wann ist die nächste Vorstellung? Welche und wie viele Kinder kann man sich wo zur Tarnung ausleihen? Das Ballett „Der Zauberlehrling“ in den Kammerspielen - dort ist mehr Platz zum Tanzen als man glauben möchte - ist einfach ein Hit.
Die Choreographie von Alexander Korobko, Josef Vesely und Kate Watson zitiert sich stilistisch und technisch quer durch die Tanzgeschichte, sogar ein Schuhplattler kommt vor, und spielt genauso unverblümt gekonnt mit musikalischen Zitaten.
Die zarte rote Elfe, die die beiden Zauberlehrlinge umschwirrt, ist zickig wie Tinkerbell und gießt mit Lust Öl ins Feuer, wenn's eh schon qualmt und raucht. Der liebliche Tunichtgut versteht ziemlich viel von Zauberei und verschärft die Situation nicht nur mit einem Schrumpfkopf.
Karl-Heinz Steck hat ein Zauberer-Labor auf die Bühne gezaubert, das auch als Faust's Studierstube dienen könnte. Statt der Phiole gibt es hier halt den Riesen-Kessel. Frösche, Kannibalen und natürlich auch Feuer und Wasser quellen daraus hervor. Mit Goethes Ballade hat dieser „Zauberlehrling“ insofern zu tun, als auch hier jemand nicht zusammenkehren mag und der Besen immer mehr werden. Die „Besen“ sind hier aber die Guten.
Es tanzen in dieser hinreißend komischen und schwungvollen Produktion in jeweils verschiedensten Rollen technisch virtuous Edward Nunes, Pedro Pires, José Flaviano de Mesquita, Karine de Matos, Mikino Karube, Anna Yanchuk, Diego da Cunha, Iure de Castro, Marian Meszaros, Naila Fiol, Otto Wotroba und Arianna Rene Spitz. Hingehen. Verzaubern lassen. Und dann gleich wieder hingehen.