Die ältesten und größten Lungauer
HINTERGRUND / 300 JAHRE SAMSON
19/08/22 In zwölf Ortschaften des Salzburger Lungaues und des angrenzenden Bezirks Murau in der Steiermark gibt es noch einen Samson. Und übermorgen Sonntag (21.8.) ist ein besonderer, weil seltener Aufmarsch angesagt: Da versammeln sich alle zwölf Riesen an einem Ort, in Tamsweg nämlich.
Die zwölf Samsonfiguren zählen zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO. Die bis zu hundert Kilogramm schweren und bis zu sieben Meter hohen Umgangsfiguren werden, im Regelfall begleitet von der örtlichen Musikkapelle begleitet. Der Samson lastet auf den Schultern einer einzigen Person, die von vier „Aufhabern“ unterstützt wird. Das ist nötig, denn der Samson erweist ja Honoratioren des Ortes durch seinen Tanz die Reverenz.
Schon zwei Mal musste die Jubiläumsfeier der Tamsweger Samsongruppe coronabedingt abgesagt werden. Heuer ist es aber endlich soweit und das Fest soll,so wird verspochen, umso größer und bunter ausfallen. „Wir feiern unsere mittlerweile 302 Jahre, von der offiziellen Eröffnung des Bauernherbstes am Samstag einmal abgesehen, am Sonntag mit einem großen Festakt samt Umzug“, erklärt Michael Fuchsberger, Obmann der Samsongruppe Tamsweg. „Begleitet werden wir dabei von allen Samsons, die es in der Region gibt. Ein Bezirkstreffen der größten und ältesten Lungauer sozusagen“, so Fuchsberger. Im Lungauer Heimatmuseum gibt es auch eine Sonderausstellung zum Thema „300 Jahre Samson“.
Der Brauch geht auf die Barockzeit zurück, als auf Betreiben der Kapuziner zu Fronleichnam und am Bruderschaftsmontag prunkvolle Umzüge mit Darstellungen aus der Bibel auf großen Schauwägen abgehalten wurden. In den Reihen der Schützen wurde die Riesenfigur des Samson, eines alttestamentarischen Richters, mitgeführt. Spätestens gegen Ende des 18. Jahrhunderts kam es zur Reformierung des religiösen Brauchtums und zum Verbot des Mitführens von Riesenfiguren bei Prozessionen durch die Aufklärung. Seitdem finden die Umzüge nicht mehr im Rahmen von Prozessionen, sondern davor und danach statt.
Die Ausbreitung der Samsontradition auf verschiedene Gemeinden erfolgte aus unterschiedlichen Motiven: als Ausdruck der Volksfrömmigkeit, als Zeichen eines erstarkenden Traditionsbewusstseins oder zur Belustigung der Bevölkerung. Heute rücken die Samsonfiguren abgesehen von den Umzügen an den Prozessionstagen zu besonderen Anlässen für die Heimatgemeinden oder in Zusammenarbeit mit den Fremdenverkehrsverbänden aus. Um die zahlreichen Schaulustigen zu den schweren Figuren auf Distanz zu halten, haben heute einige Samsongruppen auch Zwergenfiguren, die bei den Umzügen Späße machen.
Ähnliche Umzugsriesen kennt man auch in anderen europäischen Ländern wie zum Beispiel Spanien, Belgien, Portugal oder Frankreich. (Landeskorrespondenz/dpk)