„Das Magnificat ist eigentlich eine ganze Oper“
SALZBURGER ADVENTSINGEN
23/11/16 „Das musikalische Niveau ist eine Freude“, sagt der langjährige Dirigent des Salzburger Adventsingens, Herbert Böck. „Und das ist auch gut so, denn die Leute sind CD-verwöhnt.“
Von Reinhard Kriechbaum
Das Salzburger Adventsingen tut das Seine dazu zur Verwöhnung mit CD-Aufnahmen. Man schneidet während der letzten Proben mit, und heuer soll die aktuelle CD gar schon morgen Donnerstag (24.11.), bei der öffentlichen Generalprobe, parat liegen. Klemens Vereno hat diesmal die Musik komponiert bzw. die Volkslieder gefasst. Wie berichtet, ist die diesjährige Geschichte im Salzburg unmittelbar nach dem Krieg verortet, die erste Adventsingen seien klein und still gewesen. „Da passt keine Perkussion“. Dafür seien die Blechbläser am Bühnenrand postiert, was für das pünktliche Musizieren über die im Großen Festspielhaus doch ansehnlichen Entfernungen hinweg eine Herausforderung darstellt. Verenos neues „Magnificat“ sei, wiewohl nur sieben Minuten lang - „eigentlich eine ganze Oper“, schwärmt Herbert Böck. „Mühlviertler Dreier“ und „Mühlviertler Vokalensemble“ stehen heuer erstmals auf der Bühne des Großen Festspielhauses. Mit seinen neu komponierten Stücken habe er sich auch bemüht, den Ausführenden „Futter“ zu schenken, sagt Vereno.
Über das Inhaltliche – Adventsingen-Gründer Tobi Reiser und die bayerische Meisterin des geistlichen Volkslieds, Annette Thoma, stehen sind eingebunden in die Handlung – wurde an dieser Stelle bereits berichtet. Vor siebzig Jahren hat der alte Reiser das Adventsingen gegründet. Die fast eine Generation ältere Annette Thoma und er hatten sich bereits in den frühen 1930er Jahren kennen gelernt, beim Oberbayrischen Preissingen von Kiem Pauli. Annette Thoma wurde eine Mentorin von Reisers Adventsingen, ihr Riederinger Weihnachtsspiel ähnelte sehr jenen Hirtenspielen, die Reiser dann mit den Kindern umsetzte. Die Szenen mit den Hirtenkindern sind bis heute ein Herzstück eines jeden Adventsingens. Übrigens sind Reiser und Thoma im selben Jahr, 1974, in Monatsabstand verstorben.
Was ist authentisch? Wenn die Darstellerin der Maria im Adventsingen tatsächlich schwanger ist. Simone Vierlinger ist's, so wie vor drei Jahren. Vierlinger und Bernhard Teufl sind als Maria und Josef ein seit vielen Jahren eingespieltes Team. Trotzdem: „So reich an Details, hochprofessionell, fast choreographisch war es noch nie“, sagt Simone Vierlinger. „Es ist spannend, diese Figur, die es nach unserem Glauben ja wirklich gegeben hat, jedes Jahr neu zu entdecken“. Bernhard Teufl findet es „immer noch ein Privileg, in Zeiten wie diesen Menschen zu berühren und ihnen glückliche Momente schenken zu dürfen“.
Noch kein „alter Hase“ ist der Schauspieler Theo Helm, der den Tobi (Reiser) spielt. „Es ist eine ganz neue Erfahrung, ich kannte weder den Namen Reiser noch das Adventsingen“, erzählt er, der vor Jahren zum Ensemble des Schauspielhauses Salzburg gehörte. „Ich war zuerst einmal fasziniert von dieser Musik.“ Die Annette/Erzählerin ist Susanna Szameit, einst Ensemblemitglied im Landestheater.
Nur noch am dritten Wochenende, so Stefan Sperr vom Salzburger Heimatwerk, seien für zwei Aufführungen (am 9. und 11. Dezember) noch einige Karten übrig. Aber erfahrungsgemäß könne man auch bei ausverkauften Vorstellungen mit Kommissionskarten Glück haben.