Fest des Lebens
REST DER WELT / NITSCH MUSEUM / ARENA – AUS DEM WERK
15/09/14 Die Ausstellung „arena - werk aus dem werk“ präsentiert ab 28. September erstmals Arbeiten aus der renommierten Sammlung Morra des Museo Nitsch Neapel im nitsch museum in Mistelbach.
Von Heidemarie Klabacher
Das Museo Nitsch Neapel wurde 2008 vom Sammler Peppe Morra gegründet und widmet sein Hauptaugenmerk insbesondere den in Österreich weniger gezeigten Aktionsrelikten des Orgien Mysterien Theaters.
Die Ausstellung ermögliche, es die Werke Nitschs von den Anfängen in den sechziger Jahren bis heute, in einer Art Zeitreise möglichst unmittelbar aus der Perspektive des Orgien Mysterien Theaters zu erleben. In diesem Zusammenhang seien besonders die für Nitsch charakteristischen „Relikte“ von Bedeutung, da diese „unlöslich mit den Aktionen, aus denen sie hervorgegangen sind, verbunden sind“, heißt es in der Ankündigung des nitsch museums. „Als Übersetzungen, als neue formale Interpretationen, verweisen die verwendeten
Substanzen auf die starken malerischen Bezüge der Aktionen.“ Das Relikt sei folglich ein Kunstwerk, das aus und mit einem Werk entsteht und somit selbst als „werk aus dem werk“ Eigenständigkeit gewinne.
Meist sind es Textilien, die anhand von Spuren von der Aktion der sie entstammen erzählen. So erlangen diese Dokumentationsobjekte in nachträglichen Arrangements und Applikationen den Status eigenständiger Kunstwerke. Hermann Nitsch versteht dies als idealtypische, ganzheitliche Verschmelzung seiner Arbeit.
Wie das Orgien Mysterien Theater als maximaler Handlungsspielraum, „als Fest des Lebens und Gesamtkunstwerk“, sei auch die antike Arena ein Ort der Freude, des Schmerzes, des Lebens und des Todes. So werde in der Ausstellung „arena - werk aus
dem werk“ in Mistelbach der Raum als riesige metaphorische Arena verstanden. In dessen Zentrum werden die verschiedenen Relikte den Werken und fotografischen Dokumentationen der Aktionen einander gegenübergestellt werden. So werde der Ausstellungsraum selbst zum Kunstwerk transformiert.
Dabei werde nicht nur die nähere Vertiefung der Sammlungsschwerpunkte beider Nitsch-Zentren ermöglicht: Behandelt werden auch die unterschiedlichen formalen und theoretischen Aspekte im Gesamtkunstwerk Hermann Nitschs „im Sinne einer vielschichtigen kulturellen Auseinandersetzung und eines organischen Zusammenspiels“. Der theoretischen Auseinandersetzung mit Nitschs Werk in der Ausstellung in Mistelbach Raum zu geben, ist dem Museumsgründer Peppe Morra ein wesentliches Anliegen.
Parallel zu dieser Präsentation werden im Austausch im neapolitanischen Museum in der Ausstellung „Malaktionismus - Exzess und Sinnlichkeit“ Aktionsmalereien aus der Sammlung des nitsch museum in Mistelbach gezeigt. Diese Ausstellung in Neapel wird am 25. Oktober eröffnet.
Zur Ausstellungseröffnung am 27. September sprechen Erwin Pröll, Landeshauptmann von Niederösterreich, Giorgio Marrapodi, Botschafter der Italienischen Republik, Michael Karrer, Gesamtleiter nitsch museum, Giuseppe Morra, Direktor Museo Nitsch Neapel und Hermann Nitsch. Es moderiert Mirjam Jessa.