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Nichts anbrennen lassen

REST DER WELT / GRAFENEGG

26/08/11 Zum fünften Mal findet das Musikfestival Grafenegg statt, heuer vom 19. August bis 7. September. Die Stars und große Orchester kommen gerne nach Niederösterreich. Philadelphia Orchestra, Orchestra de Paris, Israel Philharmonic Orchestra, Pittsburgh Symphony Orchestra, Wiener Philharmoniker und das Königliche Concertgebouworchester werden in den nächsten Tagen erwartet.

Von Wolfgang Stern

Am ersten Wochenende gab es bereits interessante Begegnungen in Auditorium und am Wolkenturm. Rudolf Buchbinder, Hausherr und Intendant von Grafenegg, zeigte einmal mehr, wie stark er mit dem klassisch-romantischen Klavierwerk verbunden ist.

Buchbinder gelingt es abermals, klare Linien in zwei Sonaten Ludwig van Beethovens aufzuzeigen. Seine Anschlagskultur verblüfft, Geläufigkeit und seine agogische Raffinesse überzeugen: zunächst in der Sonate G-Dur op. 14/2 und dann in der großen Sonate C-Dur op. 53 - der „Waldstein-Sonate“.

Zum Romantiker wird der Pianist in Robert Schumanns „Symphonischen Etüden“ op.13. Liedartiges, üppig Melodisches, schwierigste Akkord- und Staccatifolgen wechseln einander ab und fordern jeden, der sich der kurzen Stücke annimmt.

Eine Österreichpremiere gab es tags darauf mit dem Auftritt des Seoul Philharmonic Orchestras unter seinem Chef Myung-Whun Chung. Der in Frankreich und Deutschland tätige Chung leistet hier mit jungen Koreanern und etwa zehn Europäern (der Konzertmeister ist übrigens ein Bulgare, die Bläser sind auch stark mit Europäern besetzt) beste Aufbauarbeit. Intensive Orchesterpflege führt in dem vor fünf Jahren neu gegründeten Klangkörper zu einem Niveau, das sich hören lassen kann.

Vom ersten Einsatz an wusste man, dass die jungen Musiker nichts anbrennen lassen wollen. Oliver Messiaens „Les Offrandes oubliées“, eine Méditation symphonique, gelang mit Leidenschaft. Im Brahmsviolinkonzert hatte der in Hochform musizierende Nikolaj Znaider beste Begleiter, die auf die Tempi des Geigers Rücksicht nahmen. Wie aus einem Guss dann Modest Mussorgskijs „Bilder einer Ausstellung“. Myung-Whun Chung, der übrigens keine Partituren verwendete, wurde hier zum feinfühligen Erklärer der Bilder mit einem Orchester, das keine Schwächen aufzeigte und im Rahmen einer Europatournee noch in Edinburgh und Bremen gastieren wird.

In Grafenegg gastieren in den nächsten Blöcken noch das Philadelphia Orchestra unter Charles Dutoit (26.8.), das Orchestra de Paris unter Paarvo Järvi (28.8.), das Israel Philharmonic Orchestra unter Zubin Metha (30.8.), das Pittsburgh Symphony Orchestra unter Manfred Honeck (1.9. und 2.9.), die Wiener Philharmoniker unter Franz Welser-Möst (3.9.) und das Königliche Concertgebouworchester unter Andris Nelsons (6. und 7.9.).

Grundsätzlich sind die Konzerte seit Monaten ausverkauft, vielleicht kann man mit etwas Glück noch eine Karte ergattern, zumindest gibt es im Freien in diesem herrlichen Ambiente noch Rasenkarten. Zubin Metha kommentierte Grafenegg und Wolkenturm so: „Hier habe ich die beste Open-Air-Bühne der Welt gefunden“.

CD-Tip: Seoul Philharmonic Orchestra unter Myung-Whun Chung mit Debussy und Ravel. DGG.
Bilder: Grafenegg/Manfred Klimek

 

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