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Vom Gartenlusthaus bis Schönbrunn

WIEN MUSEUM / FISCHER VON ERLACH

09/02/24 Das kann man wirklich nur zeigen, wenn außerordentlich viel Platz zur Verfügung steht: Alois Hans Schram (1864-1916) war ein österreichischer Dekorations- und Historienmaler. 1905/08 hat er fürs Wiener Rathaus das imponierende Tableau Karl VI. besucht die Baustelle der Karlskirche geschaffen. Über acht Meter breit, fast drei Meter hoch!

Von Reinhard Kriechbaum

Der künstlerische Wert des Bildes ist überschaubar, der ideologische enorm. Schließlich ist die Karlskirche neben Schloss Schönbrunn der repräsentativste Bau des österreichischen Barockbaumeisters in Wien. Fischer von Erlach erklärt dem Kaiser den anhand eines Modells, was da im Hintergrund schon sehr erkennbar emporwächst. Sogar der Erzbischof und andere Honoratioren sind ausgerückt zu diesem imperialen Show-Termin. Im neuen Wien Museum eine ganz besondere Situation: Man kann von der neuen Terrasse aus hinüberschauen auf die zum Greifen nahe Karlskirche. Eine neue Perspektive, die Eindruck macht.

Im Vorjahr hat sich der Geburtstag Fischers von Erlach (1656–1723) zum dreihundertsten Mal gejährt, Anlass für eine Ausstellungskoperation zwischen Salzburg Museum und dem da noch nicht wiedereröffneten Wien Museum. In Salzburg ging es in der Hauptsache logischerweise um die Fischer-Bauten hier. Jetzt ist es also auch im Wien Musem so weit. Auch hier wird Fischers Mappenwerk Entwurff Einer Historischen Architectur (1721) gebührend herausgestellt, gibt sie der Schau sogar den Untertitel. Es ist die erste Weltgeschichte der Baukunst in Bildern. Von den Weltwundern der Antike über griechische, römische, arabische, persische und chinesische Monumente bis zu seinen eigenen Bauten und Projekten hat Fischer von Erlach da ein Kompendium vorgelegt, das den Zeitgenossen einen erstaunlich vorurteilsfreien Blick auf von Menschenhand Gebautes ermöglichte. So manche Idee hat er selbst für seine Bauten aufgegriffen und weiterentwickelt.

Das Platzangebot im neuen obersten Geschoß des Wien Museums, das Sonderausstellungen vorbehalten ist, eröffnet natürlich ganz andere Präsentationsmöglichkeiten als der beschränkte Platz vorigen Sommer im Salzburg Museum. So konnte man etwa das erste Blatt des Entwurff Einer Historischen Architectur – es gilt dem Salomonischen Tempel – ergänzen um ein nach Fischers Vorbild geschaffenes großformatiges Ölbild von dem Niederländer Willem Augustin von Minderhout aus dem zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts, Beispiel für die rasch einsetzende Fischer-Rezeption. Mit manchem Motiv hat Fischer ja unsere Vorstellungen bis heute geprägt, man denke an den Koloss von Rhodos. Die Sandstein-Gartenvase aus dem Mirabellgarten, zu der sich eine ensprechende zeichnung ebenfalls im Entwurff findet, war bereits im Salzburg Museum ausgestellt und hat nun auch den Weg nach Wien gefunden.

A propos Gartenarchitektur: Da haben wir in Salzburg ein repräsentatives Beispiel im Hoyos Stöckl in Kleßheim. In der Wiener Ausstellung kann man gerade diesen Aspekt im Schaffen Fischers gut vertiefen. Es liegt beispielsweise ein Faksimilie des Codex Montenuovo aus der Albertina zum Durchblättern auf, Entwürfe für Gartenpaläste und Landgebäude. Das war ein besonders dankbares Betätigungsfeld für einen jungen Baumeister damals. Die Türkengefahr war gebannt, jetzt erstand der Adel rund um den hauptstädtischen Mauerring Grund und Boden, ließ hier Sommerresidenzen bauen und Gärten anlegen. Der Türken-Besieger Prinz Eugen hatte es effektvoll vorgemacht. Gartenportale und Lusthäuser waren gefragt. Ewig schade, dass das Belvedere der Fürsten Liechtenstein nicht mehr existiert. Es ist von Fischers Gartenbauten leider überhaupt erstaunlich viel wieder verschwunden.

Mit solchen Sommerresidenzen und Gartenbauten hat Fischer rasch guten Ruf erworben und sich für größere Projekte empfohlen. So können Österreichs Verwaltungsrichter heute höchst repräsentativ in der Böhmischen Hofkanzlei am Judenplatz residieren, und die Justizministerin im Palais Trautson. Auch das übrigens zuerst eine Sommerresidenz im neu zu erschließenden stadtnahen Raum. Die sich's leisten konnten, haben nicht gekleckert, sondern geklotzt. Fischer von Erlach wusste sie zu bedienen.

Am Kaiserhof wurde man eigentlich erst später aufmerksam auf Fischer von Erlach, aber mit dem Prunksaal der Nationalbibliothek, den Hofstallungen und der Karlskirche entstanden Bauten, ohne die das barocke Wien entscheidend ärmer wäre. Und Schönbrunn? Fischer hatte hochfliegende Pläne, aber Wien war eben nicht Versailles. Da wurde der Meister schon deutlich eingebremst.

Fischer von Erlach, Entwurf einer historischen Architektur. Bis 24. April im Wien Museum – www.wienmuseum.at
Bilder: dpk-klaba (2); dpk-krie (2)
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