Schön ist die Operetten-Welt
BAD ISCHL / LEHAR FESTIVAL
23/05/23 Das Lehár Festival in Bad Ischl wird heuer mit Madame Pompadour von Leo Fall eröffnet. Damit erinnert man an den 150. Geburtstag des Komponisten. Weitere szenische Produktionen gelten dem Vogelhändler von Carl Zeller und Lehárs Schön ist die Welt.
Im Musenstall, einer wüsten Spelunke, gehen Graf René und sein Freund Calicot um. Letzterer hat ein Spottlied auf die königliche Mätresse verfasst. Bald stellt sich jedoch heraus, dass die eben noch verspottete Madame Pompadour gemeinsam mit ihrer Kammerzofe Belotte den beiden Abenteurern gehörig den Kopf verdreht. Leo Falls 1922 uraufgeführte Madame Pompadour wird in Bad Ischl gleichsam neu eingekleidet: Eigens für das Lehár Festival wird eine jazzige Fassung für das große Orchester geschrieben. Die Sache soll aussehen, wie eben damals eine Revue im Berlin der 1920er Jahre. Es inszeniert der Intendant des Lehár Festivals, Thomas Enzinger.
Eine „Christel von der Post“ – eine der Hauptfiguren in Carl zellers Operette Der Vogelhändler – täte man sich wünschen heutzutage, angesichts unverlässlicher Postzustellung und automatisierter Abholstationen. Zu bekritteln gab es damals aber auch schon manches. Schließlich heißt es in einem Couplet „Nur nicht sogleich, nicht auf der Stell, denn bei der Post geht’s nicht so schnell“. Die Sache scheint systemimmanent und zeitlos gültig. Carl Zellers Meisterwerk, uraufgeführt 1891 im Theater an der Wien, zählt jedenfalls zu den gelungensten Operetten nicht nur ihrer Zeit, sondern der Gattung überhaupt. Anette Leistenschneider führt Regie.
Ein Felsplateau, eine Alm, eine Berghütte und ein Hotel in den Alpen sind Schauplätze von Franz Lehárs 1930 uraufgeführter Alpen-Huldigung Schön ist die Welt, die in halbszenischer Aufführung in der Regie von Angela Schweiger gegeben wird. Königliche Jungspunde sollen miteinander verheiratet werden, lehnen solche Bevormundung aber ab. Inkognito machen sie sich auf in die Berge – und verlieben sich ausgerechnet ineinander, nachdem sie im zweiten Akt ausgiebig die Schönheit der Bergwelt besungen haben. Die namengebende Nummer ist einer der Gassenhauer von Lehár. Auch Schön ist die Welt ist übrigens in Berlin aufgeführt worden, im selben Haus wie Madame Pompadour, aber acht Jahre später, 1930. Mit dem Librettisten Fritz Löhner-Beda, einem der Librettisten, ist es schlecht ergangen, er kam in Auschwitz um.