Ein Krieg in der Ferne
HINTERGRUND / STEIRISCHER HERBST
19/10/22 Es war die 55. Ausgabe des steirischen herbstes, die fünfte unter der Leitung der Intendantin und Chefkuratorin Ekaterina Degot. Im Zentrum stand „die gegenwärtige politische Realität eines Kriegs in Europa“. Der steirische Herbst ist mit dem Festival nicht zu Ende. Die neue herbstvermittlung ist ein Ganzjahresprojekt und gilt Erinnerungsorten.
43.000 Gäste bei 270 Veranstaltungen zählte der steirische herbst '22 inklusive der Festivals im Festival Out of Joint und musikprotokoll sowie des Parallelprogramms. Die zentrale Ausstellung Ein Krieg in der Ferne in der Neuen Galerie Graz und einige weitere Projekte laufen auch nach dem offiziellen Ende des Festivals weiter. Mehr als fünfhunert Mitwirkende aus der ganzen Welt – „von Laiendarstellern mit Bundesheererfahrung bis zu internationalen Größen wie dem Tänzer und Choreografen Boris Charmatz“ – trafen auf siebzig lokale Partner:innen und Initiativen, meldet der steirische herbst. Insgesamt wurden 41 Orte in Graz und der Steiermark bespielt. „Auch der Fokus auf die Regionen wurde dieses Jahr noch einmal verstärkt. Das Programm erstreckte sich vom Mürztal bis nach Bad Radkersburg und vom Pölstal nach Hartberg.“
Mittels Livestreams gab es Artist Talks und ein Diskursprogramm, „das international anerkannte Expert:innen zusammenbrachte, um über die Auswirkungen von Kriegen zu diskutieren“, so Ekaterina Degot. Mittels Ö1 Festivalpodcast seien heuer pro Sendung „weit über 100.000 Hörer:innen“ erreicht und „ans Festivalthema herangeführt“.
Die sieben von Ulrike Leitner und Anna Soucek gestalteten Sendungen seien bereits bisher von über 700.000 Menschen gehört worden. „Die jeweils zwanzig minütigen Episoden bündeln Gespräche über eine Gesellschaft zwischen Front und Freiheit, über die bedrohliche Nähe von kriegerischen Auseinandersetzungen und über aktive Verdrängungstendenzen in unserer Gesellschaft.“
Nach dem Festival werden die Besucherinnen und Besucher befragt. 93 Prozent gaben an, „dass sie den steirischen herbst „nach dem diesjährigen Festivalerlebnis“. 47,5 Prozent waren regelmäßige Gäste, über vierzig Prozent an gaben an, das Festival erstmals oder bisher unregelmäßig besucht zu haben. Achtzig Prozent der Befragten kamen aus Österreich, gefolgt von Gästen aus Deutschland, den Niederlanden, Frankreich, Großbritannien, Italien und der Schweiz.
Mit Festivalende ziehe „die herbstvermittlung lediglich eine Zwischenbilanz“, denn neuerdings setze man auf eine ganzjährige Vermittlung. 26 realisierte Vermittlungsformate haben Mitte Oktober zweitausend Interessierte erreicht. Etwa bei Führungen durch die Ausstellung in der Neuen Galerie Graz oder „Kombi-Rundgänge“ durch Graz zu Partnerinstitutionen aus dem Parallelprogramm. Nächster Themenschwerpunkt der herbstvermittlung ist ein Projekt über Erinnerungskultur in Kooperation mit dem OeAD auf Basis einer digitalen Karte mit Orten von Verfolgung und Widerstand im Nationalsozialismus – der Digitalen Erinnerungslandschaft (DERLA): „Mit ausgewählten Projekten aus dem Festivalarchiv sollen Beispiele und Methoden der Erinnerung beleuchtet werden, um schließlich eigene Zugänge und Projekte auf Basis der DERLA-Karte zu erarbeiten“, so die Initiatoren. „Projektziel ist ein Multimedia-Guide für Pädagoginnen zur individuellen Auseinandersetzung mit Erinnerung und Erinnerungsorten.“
Der Festivalpodcast zum steirischen herbst kann nachgehört werden unter oe1.orf.at
Filme, Streamings, Programm unter www.steirischerherbst.at
Bilder: StH / César Vayssié; weisser.fuchs; Boris Nikitin