Hoffentlich im Juni
GRAZ / DIAGONALE
12/03/21 In einem normalen Jahr würde jetzt, Mitte März, in Graz die Diagonale, das Festival des österreichischen Films, beginnen. Die hat man natürlich swohlweislich verschoben und fasst den Zeitraum von 8. bis 13. Juni ins Auge. Der Eröffnungsfilm: Fuchs im Bau, unlängst dreifach preisgekrönt beim Max Ophüls-Filmfestival.
Von Reinhard Kriechbaum
Man verstehe die Diagonale „als ein soziales Ereignis, das zum öffentlichen Leben in Graz beiträgt und darin fix verankert ist: vom Kino- bis zum Wirtshausbesuch, Festival braucht Stadt“, so die Festivalleiter Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber. Auf ein reales Festival will man also nicht verzichten. Die Diagonale’21 soll nun also von 8. bis 13. Juni stattfinden. „Auch am neuen Termin stützt sich das Festival des österreichischen Films auf die steirische Landeshauptstadt als physischen Dreh- und Angelpunkt sowie auf begleitende Onlineangebote.“
Der Eröffnungsfilm steht schon fest: Fuchs im Bau. Der Streifen von Arman T. Riahi wurde im Oktober beim Internationalen Filmfestival Warschau uraufgeführt und nach Saarbrücken zum Max Ophüls-Filmfestival eingeladen. Dort wurde er gleich dreimal mit dem Max-Ophüls-Preis gewürdigt: Fuchs im Bau erhielt den Preis für die beste Regie, das beste Drehbuch und auch den Preis der Jugendjury.
Das Drama wurde von einem Sonderpädagogen in der Justizanstalt Wien-Josefstadt inspiriert. „Wir müssten die in Fuchs im Bau gezeigte Welt zunächst für eine milde Form von Science Fiction halten, spürten wir nicht die jahrelange Recherche, die den Film in unserer Gegenwart verankert“, begründete die Jury ihre Entscheidung. „Vor dem außergewöhnlichen Backdrop einer Gefängnisschule – eines Klassenzimmers hinter Gittern – inszeniert die Regie die brutale Zuspitzung von Übergriff und Widerständigkeit im Jugendstrafvollzug. Entlang wunderbar falscher Fährten, immer ganz nah an seinem Protagonisten (dem vermeintlichen Neuerer, Lehrer Fuchs) lernen wir eine Klasse voller differenzierter Nebenfiguren kennen. Während der Film auf zeitgenössische Weise das humanistische Projekt von der Befreiung durch Kunst befragt, stellt sich Arman T. Riahi bei dieser Unternehmung durchweg in den Dienst seines Ensembles, ermutigt ein faszinierendes Partnerspiel von Aleksandar Petroviç und Maria Hofstätter und überzeugt im Reichtum der Facetten – ohne angestrengte Suspense, aber voller gefährlicher Stillen.“ Die Aufführung in Graz ist die Österreich-Premiere.